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23. Türchen

by P-Seminar "Utopie und Dystopie"

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23
Sekunden

Kurz nachdem das Shuttle in die Atmosphäre eingedrungen ist, können die Piloten bereits ihren Landeplatz ausmachen. Es war eine kleine Plattform inmitten eines Meeres aus rotem Sand und Schnee. In einem Wettstreit gegen die Zeit schießen sie bereits die ersten Vorratslieferungen ab, die mit einem Fallschirm sanft auf der Oberfläche dieses fremden Planeten aufkommen.
Jetzt ist es an ihnen, für einen reibungslosen Austausch der restlichen Waren auf der Landungszone zu sorgen. In grauen Kisten verpackt, stehen wissenschaftliche Fundstücke und unerforschte Erze bereit, um verschifft zu werden. Zwei Arbeiter gehen daneben auf und ab, während sie das Raumschiff beim Landen beobachten. Nervosität macht sich breit. Lass sie die Plattform nicht verfehlen, denken sich die beiden Angestellten. Ein Fehler und sie können nie wieder zurück. Den Piloten im Shuttle muss das gleiche durch den Kopf gehen, denn das Shuttle beginnt in einen sanften Landeanflug überzugehen. Mit einigem Geschick setzt die Raumfähre auf. Druck wird abgelassen. Weißer Dampf zischt.
„Boden an Shuttle X2-005. Keine Verzögerungen bei der Landung. Öffnen Sie. Over.“
„Shuttle X2-005 an Boden. Roger. Over.“
Die Spannung hat ihren Höhepunkt erreicht. Mit einer unerklärlichen Hektik beginnen die Plattform-Arbeiter die Kisten in Richtung Frachtraum zu schieben. Angekommen, gleitet ein Tor auf und zwei weitere Astronauten schießen hinaus. Ein kurzer Blick wird ausgetauscht, dann verteilen die Vier sich blitzartig auf ihre vorbestimmten Positionen. Unter Anstrengung ziehen und schieben sie die Kisten geschwind ins Innere des Schiffs.
Während des Einladens öffnet sich eine weitere Luke und zwei Reisende klettern hastig eine Leiter hinunter. Unten angekommen, springen sie hastig den letzten halben Meter und rennen zum Ende der Plattform. Auch die zwei Landehelfer springen aus dem Raumschiff. Kleinere Pakete werden ihnen hinterher geschmissen.
„Boden an Shuttle X2-005. Fracht verstaut. Over.“
„Shuttle X2-005 an Boden. Klar zum Abheben. Bleiben Sie auf Abstand. Over.“ Tor und Luke schließen sich. Die Triebwerke beginnen zu beben. Das Shuttle beginnt nach oben zu zischen, wo es nach einigen Metern agil wendet und Feuer und Licht beginnen aus den Antrieben zu bersten. Plötzlich schießt es einer Kanonenkugel gleich wieder in die Richtung aus der es gekommen war. Noch kurz zu sehen, verschwindet es schließlich im grauen Himmel. So schnell wie es geschehen ist, so schnell ist es auch wieder vorbei.
„Ah, aua. Verdammt, das tut weh. So schwer“, wirft einer der Reisenden einem Arbeiter als Begrüßung entgegen. Er atmet schwer.
Dieser lacht nur bitter und nimmt ihn über die Schulter: „Das ist das Ergebnis von extremer Schwerkraft und Muskelschwund. Sie müssen sich doch über die Konsequenzen bewusst geworden sein, als Sie von Bord gegangen sind oder vielmehr gesagt, als Sie eingestiegen sind?“
„Ja, ja. Lachen Sie ruhig. Dass es aber so schlimm sein würde, hätte ich nicht gedacht. Was für ein Ödland“, murmelt der Fremde in sich hinein.
„Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Sie haben keine andere Wahl. Was Sie verlassen haben, existiert bereits nicht mehr.“
„Danke für die Aufmunterung“, bemerkt der Reisende und lässt sich erschöpft zu Boden sinken, „aber das hier ist tatsächlich das schlimmste Los, welches ein Mensch überhaupt ziehen kann. Kälte, Dunkelheit, Trübsal. Die da drüben – er deutet in den Himmel – haben eine perfide Art und Weise, Menschen für ihre planetaren Kolonialisierung auszuwählen. Dabei bin ich nicht mehr der Jüngste.“
„Sie sind nicht freiwillig hier? Ankömmlinge vor einer halben Stunde haben mir gesagt, dass sie aus freiem Willen die Reise angetreten haben.“
„Ha, mit der Scharade haben die vor 50 Jahren aufgehört. Es gibt jetzt ein Auswahlverfahren, das geeignete Probanden herausfiltert. Es ist beinahe so, als ob wir durch diese Reisen etwas verlieren. Der Mensch ist mächtiger denn je und doch fühlt es sich an, als ob wir zusehends unsere Menschlichkeit verlieren würden, getrennt durch Raum und Zeit.“
„Ich stimme Ihnen zu“, bestätigt der Andere mit grimmiger Miene.
„Es ist, als ob wir Ameisen gleichen, die mit Selbstaufopferung den Apparat der Menschheit zusammenhalten. Ich bin seit zwei Tagen hier und sehe ungefähr jede 15 Minuten ein neues Raumschiff landen. Oft sind es die gleichen Piloten. Als selbstlose Abenteurer fliegen sie mit ihren Seglern durchs Weltall, mit Lichtgeschwindigkeit der Menschheit verpflichtet. Aber in Wahrheit haben sie nichts mehr, für das sie leben können. Ihre Kinder sind sicherlich bereits vor vielen Jahren verstorben, ihre Heimat ist unerkennbar geworden und ursprüngliche Ideale vergessen. Und doch bemühen sie sich, möglichst schnell zurückzukehren. Vielleicht haben sie zwischen den Reisen neue Bindungen geknüpft und versuchen, unmögliche Versprechen nicht zu brechen. Tragisch, nicht?“
„Hm. Ich glaube, ich kann sie verstehen“, bekennt der Reisende in einem Anflug von Melancholie.
„Das All, ein- und wundersam zugleich.“

Im Zuge von planetaren Kolonialisierungen außerhalb unseres Sonnensystems entwickelt die Menschheit fortschrittlichste Transportmittel. Mithilfe von Sonnenseglern können Flugzeiten erreicht werden, die sich der Lichtgeschwindigkeit annähern. Dennoch können einige Probleme in der Raumfahrt noch nicht gelöst werden. Massereiche Planeten, welche zusätzlich supermassereiche Körper, wie Neutronensterne oder schwarze Löcher umkreisen, sind von extremer Schwerkraft betroffen, sodass selbst die Zeit anders verläuft. Obwohl die Astronauten nur wenige Minuten für das Umladen benötigt haben, vergingen währenddessen viele Jahre auf der Erde, die selbst das schnellste Raumschiff nicht mehr einholen kann
„Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Sie haben keine andere Wahl. Was Sie verlassen haben, existiert bereits nicht mehr.“
„Danke für die Aufmunterung“, bemerkt der Reisende und lässt sich erschöpft zu Boden sinken, „aber das hier ist tatsächlich das schlimmste Los, welches ein Mensch überhaupt ziehen kann. Kälte, Dunkelheit, Trübsal. Die da drüben – er deutet in den Himmel – haben eine perfide Art und Weise, Menschen für ihre planetaren Kolonialisierung auszuwählen. Dabei bin ich nicht mehr der Jüngste.“
„Sie sind nicht freiwillig hier? Ankömmlinge vor einer halben Stunde haben mir gesagt, dass sie aus freiem Willen die Reise angetreten haben.“
„Ha, mit der Scharade haben die vor 50 Jahren aufgehört. Es gibt jetzt ein Auswahlverfahren, das geeignete Probanden herausfiltert. Es ist beinahe so, als ob wir durch diese Reisen etwas verlieren. Der Mensch ist mächtiger denn je und doch fühlt es sich an, als ob wir zusehends unsere Menschlichkeit verlieren würden, getrennt durch Raum und Zeit.“
„Ich stimme Ihnen zu“, bestätigt der Andere mit grimmiger Miene.
„Es ist, als ob wir Ameisen gleichen, die mit Selbstaufopferung den Apparat der Menschheit zusammenhalten. Ich bin seit zwei Tagen hier und sehe ungefähr jede 15 Minuten ein neues Raumschiff landen. Oft sind es die gleichen Piloten. Als selbstlose Abenteurer fliegen sie mit ihren Seglern durchs Weltall, mit Lichtgeschwindigkeit der Menschheit verpflichtet. Aber in Wahrheit haben sie nichts mehr, für das sie leben können. Ihre Kinder sind sicherlich bereits vor vielen Jahren verstorben, ihre Heimat ist unerkennbar geworden und ursprüngliche Ideale vergessen. Und doch bemühen sie sich, möglichst schnell zurückzukehren. Vielleicht haben sie zwischen den Reisen neue Bindungen geknüpft und versuchen, unmögliche Versprechen nicht zu brechen. Tragisch, nicht?“
„Hm. Ich glaube, ich kann sie verstehen“, bekennt der Reisende in einem Anflug von Melancholie.
„Das All, ein- und wundersam zugleich.“

Im Zuge von planetaren Kolonialisierungen außerhalb unseres Sonnensystems entwickelt die Menschheit fortschrittlichste Transportmittel. Mithilfe von Sonnenseglern können Flugzeiten erreicht werden, die sich der Lichtgeschwindigkeit annähern. Dennoch können einige Probleme in der Raumfahrt noch nicht gelöst werden. Massereiche Planeten, welche zusätzlich supermassereiche Körper, wie Neutronensterne oder schwarze Löcher umkreisen, sind von extremer Schwerkraft betroffen, sodass selbst die Zeit anders verläuft. Obwohl die Astronauten nur wenige Minuten für das Umladen benötigt haben, vergingen währenddessen viele Jahre auf der Erde, die selbst das schnellste Raumschiff nicht mehr einholen kann
WIR WÜNSCHEN EUCH/IHNEN
FROHE WEIHNACHTEN
UND ERHOLSAME FERIEN!
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