Book Creator

10. Türchen

by P-Seminar "Utopie und Dystopie"

Pages 2 and 3 of 13

10
10.12.2021
Loading...
Loading...
Hamingjur

Ruhig und verlassen scheint sie mit ihren bedrohlichen Abwehrmechanismen geradezu auf uns zu warten. Noch sind wir in Sicherheit, noch können wir umkehren, doch ich weiß, dass Elias und ich das nicht tun würden. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.
„Bist du bereit, Leo?“, fragt mich Elias. Wir sind seit Kindertagen befreundet und er ist bis heute der Einzige, dem ich vollkommen vertraue. Ich nicke ihm zu und wir machen uns auf den Weg aus unserem sicheren Bunker zu der Forschungsanlage, in der das Serum produziert und gelagert wird. Wir müssen höllisch aufpassen, denn dank des Serums kann sich jedes vermeintliche Wirbeltier als Wache entpuppen und damit unsere gesamte Operation zum Scheitern bringen. Während Elias den Zaun mit geübten Handgriffen durchtrennt, beobachte ich die Umgebung und halte Ausschau nach etwaigen Bewegungen.
Loading...
Loading...
Durch das hohe Gras und den angrenzenden Wald ist es schwer, alles im Auge zu behalten, doch ich sehe nichts Besorgniserregendes. Kaum auf der anderen Seite des Zauns, rennen wir geduckt und den Bewegungssensoren im Boden ausweichend so schnell wir können zur Eingangstür, die mit einem Code verriegelt ist. „7583“, flüstere ich meinem Freund gehetzt zu, denn durch die genaue Planung dieses Einbruchs mit vorheriger Überwachung der Forschungsanlage hat einer meiner Späher den Code in Erfahrung bringen können. Drinnen teilen wir uns wie abgesprochen auf, Elias würde die Räume auf der rechten Seite durchsuchen, ich die auf der linken. In weniger als drei Minuten würden wir wieder draußen sein.
Hektisch rausche ich in einen Raum nach dem anderen und durchsuche die ganzen Regale nach dem Serum in Reinform. Wir müssen es nur schaffen, eine einzige Probe in unser Lager zu bringen, dann wäre alle Armut weltweit beendet!
Die Aussicht auf diese glorreiche Zukunft treibt mich zu Höchstleistungen an, doch ich muss bald einsehen, dass das Serum nicht in meiner Hälfte der Anlage zu finden ist. Ich renne hinüber zu Elias, um ihm beim Suchen zu helfen. Als ich den Raum betrete, steht er mit drei Proben des Serums in den Händen da. Er wirbelt erschrocken zu mir herum. „Ach Gott, Leo, du bist es! Ich hab’s gefunden!“, verkündet er stolz. Wir verstauen die Proben schnell in unser beider Taschen und eilen zurück zum Ausgang. Wir haben es tatsächlich geschafft!
Ich schwebe auf einer Wolke des Glücks, sodass ich draußen das beruhigende Gezwitscher der Vögel nur am Rande wahrnehme und mich zusammenreißen muss, nicht wie ein Kleinkind herumzuhüpfen. Auf halber Strecke zum Bunker reiße ich Elias in meine Arme.
„Wir haben es geschafft! Wir sind die Retter der Menschheit!“, rufe ich ihm ins Gesicht, doch er schubst mich unwirsch von sich und damit auf den Boden. „Ey, was soll das?“, fahre ich ihn an. Auf einmal sehe ich, wie hinter Elias fünf Wachleute von den Bäumen springen. Schlagartig war die Luft nicht mehr von dem Gezwitscher der Vögel, sondern von durcheinander schimpfenden Schreien erfüllt. „Hau ab, sie sind hinter dir!“, weise ich ihn panisch an, während ich aufspringe, doch er bleibt ruhig stehen. Ich sehe ihn verwirrt an und bemerke, dass sich Tränen in seinen Augen sammeln.
„Ich, es… es tut mir leid“, stammelt er, während die Wachleute ihre Waffen auf uns beide richten und uns anschreien, dass wir die Hände über den Kopf nehmen sollen. „Du, du musst verstehen…i..ich hatte keine Wahl, sie…sie haben mir Geld angeboten, einen Ort zum Leben für mich und meine Schwester, ich konnte nicht anders!“, erklärt Elias verzweifelt, mit tränenüberströmtem Gesicht.
„Wir haben es geschafft! Wir sind die Retter der Menschheit!“, rufe ich ihm ins Gesicht, doch er schubst mich unwirsch von sich und damit auf den Boden. „Ey, was soll das?“, fahre ich ihn an. Auf einmal sehe ich, wie hinter Elias fünf Wachleute von den Bäumen springen. Schlagartig war die Luft nicht mehr von dem Gezwitscher der Vögel, sondern von durcheinander schimpfenden Schreien erfüllt. „Hau ab, sie sind hinter dir!“, weise ich ihn panisch an, während ich aufspringe, doch er bleibt ruhig stehen. Ich sehe ihn verwirrt an und bemerke, dass sich Tränen in seinen Augen sammeln.
„Ich, es… es tut mir leid“, stammelt er, während die Wachleute ihre Waffen auf uns beide richten und uns anschreien, dass wir die Hände über den Kopf nehmen sollen. „Du, du musst verstehen…i..ich hatte keine Wahl, sie…sie haben mir Geld angeboten, einen Ort zum Leben für mich und meine Schwester, ich konnte nicht anders!“, erklärt Elias verzweifelt, mit tränenüberströmtem Gesicht.
Da realisiere ich, was er mir zu erklären versucht. „Du hast uns verraten! Du hast mich verraten, deinen Freund, verdammt, die gesamte Menschheit!“, schreie ich ihm wutentbrannt ins Gesicht. Mein Herz fühlt sich an, als wäre er darauf herumgetrampelt und hätte es anschließend in eine Müllpresse geworfen. Ich habe nichts als Verachtung für meinen ehemals besten Freund übrig. „Bitte, du musst mich verstehen!“, fleht er, doch ich unterbreche ihn barsch. „Da gibt es nichts zu verstehen!“, brülle ich voller Hass.
„Wie rührend“, meldet sich da einer der Wachleute kalt zu Wort, bevor er erst Elias und dann mir ohne Vorwarnung in den Bauch schießt. Geschockt sehen wir beide zu ihm, der Schmerz lässt uns nahezu zeitgleich auf den Boden fallen. Zwei der Wachen durchsuchen unsere Taschen und nachdem sie die drei Proben gefunden haben, lassen sie uns einfach zurück. Die Tatsache, dass ich wahrscheinlich sterben werde, fühlt sich angesichts des Verrates meines Freundes wie eine nebensächliche Kleinigkeit an.
 
PrevNext