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2. Türchen

by P-Seminar "Utopie und Dystopie"

Pages 4 and 5 of 9

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Während meiner Zeit in der Ausbildungszentrale für Surveillance Klone ist zwar immer wieder gesagt worden, dass man im Dienst irgendwann jemanden erschießen muss. Theoretisch klingt das leicht. Doch tatsächlich auf jemanden zu schießen war etwas ganz anderes. Ich richte mein Gewehr auf seinen Kopf. Höre wie er anfängt auf einer mir fremden Sprache um Gnade zu flehen. Sehe die Angst in seinen Augen. Habe meinen Zeigefinger auf dem Abzug. Weiß, dass ich abdrücken sollte. Doch ich schaffe es nicht, sondern lasse das Gewehr sinken und entspanne meinen Finger. „Ich kann das nicht“, gebe ich an Hank gewandt zu. Er schweigt einen Moment und nickt mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. „Gut. Vielleicht fehlt einfach die richtige Motivation!“, murrt er und richtet dabei seine Waffe auf mich. „Erschieß den Mann. Das ist ein Befehl!“ Ich bin wie eingefroren, geschockt von Hank und schaffe es gerade so ein gequetschtes „Ich kann das nicht“ hervor zu pressen. „Du widersetzt dich meinem Befehl? Ist dir sein Leben wichtiger als deins?!“, schreit er mich an. Die Flüchtlinge zucken aufgrund der Härte in seiner Stimme zusammen. Langsam hebe ich mein Gewehr wieder an und richte es auf die Person vor mir auf dem Boden. „Gut und jetzt betätige den Abzug.“ Ich kann meine Hände in den Handschuhen schwitzen fühlen und alles in mir ist so angespannt, dass ich kaum noch atmen kann. „Okay, du hat noch drei Sekunden und dann wird jemand nicht mehr unter uns weilen. Wer dieser jemand sein wird, liegt ganz bei dir.“ Ich schlucke heftig. „Eins!“ Der Mann vor mir fleht mittlerweile nicht mehr nur, sondern weint auch. „Zwei!“ Meine Hände umschließen die Feuerwaffe fester. „Drei!“ Ich betätige den Abzug. Aber nicht bevor ich den Lauf des Gewehrs in Richtung des anderen Schützen gerissen habe.

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