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8. Türchen

by P-Seminar "Utopie und Dystopie"

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8
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Teil 3
Über die hoffnungsvolle Zukunft

3.Teil
Zögernd weicht Kar nach hinten, während die Maschine immer weiter auf ihn zutritt. Rasselnd, röchelnd, aber ohne Hemmungen bewegt sich der Hühne fort, doch Kar kann klar erkennen, in welchem miserablen Zustand der Roboter sich befindet. Die rostigen Gelenke geben ein haarsträubendes Geräusch von sich, ein geplatzter Ölschlauch lässt Tropfen heißen, stinkenden Benzins auf die Erde plätschern, wie das Blut eines geschlachteten Tieres. Es scheint Kar, im Angesicht der sich lösenden Einzelteile, dass der Roboter einen heftigen Aufprall überstanden haben musste. Aber auf seine Beobachtungen konzentriert, gerät er ins Wanken, stolpert und fällt wieder einmal rücklings auf den harten Boden.
Doch nun gibt es keine Zeit mehr zu fliehen und der Riese baut sich wortlos quietschend vor ihm auf. Blitzartig schießt der rankenartige Arm in Richtung Kar. Doch die Maschine schnappt sich überraschenderweise seine Tasche, betastet sie kurz und zieht daraufhin das weiße Blatt aus der kleinen Beitasche. Voller Staunen blickt Kar den Hünen an.
„He! Du wolltest also nur das komische Blatt haben? Kein Grund mich dafür so zu erschrecken und den ganzen Staub hier aufzuwühlen!“
Der Fähigkeit zu sprechen nicht mächtig, gibt die Maschine keinen Laut von sich und fixiert weiterhin das Blatt. Das gibt dem abgewiesenen Schrottsammler Zeit, sein Gegenüber zu mustern. Zu seiner Überraschung muss dieser feststellen, dass der Roboter in Wirklichkeit gar nicht so groß ist. Sein Kopf und Schulterpartien sind mit dickem Gras bedeckt und Ranken sowie Efeu schlängeln sich um die Überreste seines Körpers, was ihm eine gewaltigere Erscheinung verleiht. Auch fällt dem Jungen ein Zeichen auf der Brust des falschen Riesen auf.
„Bist du etwa ein Dienstandroide aus der oberen Klasse? Ich erkenne doch das Zeichen! Besonders der B-Klasse werden doch kreative und gestalterische Aufgaben in den Hochstädten erteilt?“, bohrt Kar nach.
Auch dieses Mal bleibt der Roboter still, doch wendet er wieder den Kopf dem Jungen zu. Dieser, sich in seiner Theorie bestätigt, will gerade weitere Fragen formulieren, als der Android plötzlich mit einer metallenen Stimme tatsächlich zu sprechen beginnt.
„Hast du meine Rose gesehen?“
Die Maschine kann tatsächlich sprechen, schießt es dem Kind aufgeregt durch den Kopf. Doch mit einer Rose kann er nichts anfangen.
„Deine Rose?“, wiederholt Kar verständnislos.
Er kennt zwar Bilder von Blumen und auch Rosen, doch Pflanzen wachsen seit langer Zeit nicht mehr auf den Schrottebenen der Großstädte und er ist somit auch noch nie einer richtigen begegnet. Die Verblüffung des Jungen richtig deutend, hält der Android ihm das weiße Blatt hin.
„Das ist ein Rosenblütenblatt. Es stammt von einer weißen Rose. Hast du sie gesehen?“
Zu aufgeregt, um seiner Zunge Herr zu werden, sprudelt es aus ihm heraus: „Ich habe einen weißen Ball gesehen, der im Wind tanzte und bin ihm gefolgt. Als ein Teil davon abfiel, hob ich es auf und stieß auf das Rosenblütenblatt.“
„Aus welcher Richtung kam die Rose her geweht?“, fragt die mechanische Stimme ohne zu zögern.
„Aus Westen, also aus der Richtung des Flusslaufs!“
Die Informationen sichtlich verarbeitend steht die Maschine einige Sekunden still da. Dann dreht sich der Koloss nach rechts und geht mit quietschenden Schritten auf den Fluss zu.
„He! Warte doch! Wohin willst du denn jetzt gehen?“, ruft Kar dem Roboter wütend hinterher, „Das ist dein Ende, wenn du jetzt gehst. Es beginnt bald zu regnen und der mit Schlack versetzte Regen wird deine Gelenke sicherlich zerstören!“
Doch die Maschine stapft einfach weiter, ohne auf die Worte des Jungen zu achten und bahnt sich einen Weg am Flussufer entlang, bis sie um die Ecke verschwunden ist. Der alleingelassene Kar ist bei dem Anblick außer sich vor Wut. Warum hört dieser wandelnde Schrotthaufen denn nicht auf ihn? Da müssen doch wohl alle Schaltkreise durchgebrannt sein!
So ist er nun dagestanden, zwiegespalten zwischen der Gefahr und der sicheren Rückkehr nach Hause. Der hiesige Regen ist nicht zu unterschätzen und besonders für Kinder wie ihn, so hat es ihm sein Vater eingebläut, besonders giftig. Andererseits haben die Geschehnisse der letzten Minuten bereits einen sehr großen Einfluss auf ihn genommen. Das überraschende Eindringen von Abenteuer und Seltsamen in seinen eigentlich grauen und monotonen Alltag, verwirren ihn zutiefst. Auch hat das Rosenblütenblatt eine eigenartige Faszination in ihm erweckt, welche er nicht in Worte zu fassen vermag. Ein menschliches Gefühl?
Ohne sich noch ein weiteres Mal umzusehen, stolpert er nach vorne und jagt dem wandelnden Gewächshaus hinterher.
Die Maschine kann tatsächlich sprechen, schießt es dem Kind aufgeregt durch den Kopf. Doch mit einer Rose kann er nichts anfangen.
„Deine Rose?“, wiederholt Kar verständnislos.
Er kennt zwar Bilder von Blumen und auch Rosen, doch Pflanzen wachsen seit langer Zeit nicht mehr auf den Schrottebenen der Großstädte und er ist somit auch noch nie einer richtigen begegnet. Die Verblüffung des Jungen richtig deutend, hält der Android ihm das weiße Blatt hin.
„Das ist ein Rosenblütenblatt. Es stammt von einer weißen Rose. Hast du sie gesehen?“
Zu aufgeregt, um seiner Zunge Herr zu werden, sprudelt es aus ihm heraus: „Ich habe einen weißen Ball gesehen, der im Wind tanzte und bin ihm gefolgt. Als ein Teil davon abfiel, hob ich es auf und stieß auf das Rosenblütenblatt.“
„Aus welcher Richtung kam die Rose her geweht?“, fragt die mechanische Stimme ohne zu zögern.
„Aus Westen, also aus der Richtung des Flusslaufs!“
Die Informationen sichtlich verarbeitend steht die Maschine einige Sekunden still da. Dann dreht sich der Koloss nach rechts und geht mit quietschenden Schritten auf den Fluss zu.
„He! Warte doch! Wohin willst du denn jetzt gehen?“, ruft Kar dem Roboter wütend hinterher, „Das ist dein Ende, wenn du jetzt gehst. Es beginnt bald zu regnen und der mit Schlack versetzte Regen wird deine Gelenke sicherlich zerstören!“
Doch die Maschine stapft einfach weiter, ohne auf die Worte des Jungen zu achten und bahnt sich einen Weg am Flussufer entlang, bis sie um die Ecke verschwunden ist. Der alleingelassene Kar ist bei dem Anblick außer sich vor Wut. Warum hört dieser wandelnde Schrotthaufen denn nicht auf ihn? Da müssen doch wohl alle Schaltkreise durchgebrannt sein!
So ist er nun dagestanden, zwiegespalten zwischen der Gefahr und der sicheren Rückkehr nach Hause. Der hiesige Regen ist nicht zu unterschätzen und besonders für Kinder wie ihn, so hat es ihm sein Vater eingebläut, besonders giftig. Andererseits haben die Geschehnisse der letzten Minuten bereits einen sehr großen Einfluss auf ihn genommen. Das überraschende Eindringen von Abenteuer und Seltsamen in seinen eigentlich grauen und monotonen Alltag, verwirren ihn zutiefst. Auch hat das Rosenblütenblatt eine eigenartige Faszination in ihm erweckt, welche er nicht in Worte zu fassen vermag. Ein menschliches Gefühl?
Ohne sich noch ein weiteres Mal umzusehen, stolpert er nach vorne und jagt dem wandelnden Gewächshaus hinterher.
4.Teil
Es stellt für ihn keine besonders schwere Aufgabe dar, den grünen Riesen wiederzufinden, der sich, durch seine schleppende Fortbewegungsart, nur wenig entfernt hat und anhand krachender Geräusche leicht zu orten ist. Als Kar ihn findet, ist er dabei, sich eine steile Böschung nach oben zu kämpfen, wobei er durch einzelne Schrottteile immer wieder ins Rutschen kommt.
„Na du stellst dich vielleicht an. Da braucht es ja nicht einmal Regen, um dich lahmzulegen“, spöttelt der kleine Akrobat, „komm doch hier herüber auf den stabilen Pfad!“
Das Angebot zunächst ignorierend, rutscht der Roboter noch ein weiteres Mal den Hang hinunter, doch wechselt dann ebenfalls auf den höher gelegenen Pfad mit Treppe.
Den Anweisungen des Jungen folgend, stapft die Maschine Wege entlang und strampelt sich über Hindernisse, stetig den Flusslauf entlang. Mit der Zeit finden sie immer häufiger Blütenblätter und Kar beginnt seine Freude daran zu finden, sie unterwegs einzusammeln. Nach einigen Kilometern beginnen die ersten Tropfen des Schlacke-Regens zu fallen und die beiden beginnen ihr Tempo zu beschleunigen.
„Sag mal, wo kommst du eigentlich her?“, keucht der Junge, der rennen muss, um Schritt zu halten.
Der Androide antwortet zunächst nicht, doch bleibt nach einigen Schritten stehen und sieht zum wolkenverhangenen Himmel hinauf.
„Von oben.“
Kar versteht nicht recht, doch will nicht noch einmal nachfragen, um die Geduld seines Gegenübers nicht zu überspannen. Als sich die Sicht verschlechtert und auch Kars Kleidung sich vollzusaugen beginnt, werden sie endlich fündig. Da der Androide offenbar die nahen Duftpartikel der Rosen herausfiltern kann, findet er die Rose zuerst. Mit einer raschen, kooperativen Körperbewegung macht er Kar auf sie aufmerksam. Sie ist zusammengestaucht auf eine Sims gefallen. Ohne zu zögern, das Ende des irren Unterfangens im Blick, flitzt der Schrottsammler auf den Turm.
„Ich habe sie!“, stößt er triumphierend aus, während er sich an den Abstieg macht. Doch als er sich an einer herausstehenden Stange festhalten will, rutscht seine Hand am nassen Metall herunter, er verliert das Gleichgewicht und seine Füße beginnen zu wanken. Ehe er sich fangen kann, rutscht er ab und fällt kopfüber den Turm hinunter.

Zunächst nimmt er nur das Tropfen des Regens wahr. Als er dann seine Augen blinzelnd öffnet, muss er zu seiner Überraschung feststellen, dass er sich in einer Art von Röhre befindet. Vom Androiden ist keine Spur zu sehen und er fragt sich, ob alles nur ein Traum gewesen ist. 
 Jedoch bezeugen seine nasse Kleidung und eine gigantische Beule am Hinterkopf die Richtigkeit des Geschehens.
Nun, da sich seine Augen wieder an die Umgebung gewöhnt haben, beginnt er sich umzusehen. Die Röhre ist anscheinend eine Flugzeugturbine, welche auf der Flussbank liegt. Der Roboter muss ihn hierher getragen haben. Ohne zunächst einen klaren Gedanken zu fassen, lehnt er sich ermattet an die Wand der Turbine und seufzt.
„Er muss wohl fortgegangen sein, schließlich hat er jetzt das, was er wollte“, murmelt Kar mit enttäuschtem Unterton.
Doch als er gedankenverloren in seinen Taschen stöbert, bemerkt er etwas eigenartiges, weiches und knittriges. Neugierig zieht er es heraus und erblickte mit einigem Erstaunen eben jene Rose, die er vom Stapel Rohre geholt hat. Sie verströmt einen angenehm-süßen Duft, ungleich allem was er bis dahin gerochen hat. Warum hat er sie aber nicht mitgenommen, fragt sich der Junge leicht verdutzt, die Blume betrachtend.
Er muss, versunken in die Betrachtung des unschuldigen Weiß, einige Zeit so dagesessen haben, als ihn plötzlich das Geräusch von Motoren hochfahren lässt. Schnell klaubt er seine Sachen zusammen und lugt aus der Öffnung seiner primitiven Höhle hervor.
Nicht unweit, etwas weiter flussabwärts, fliegt eine bemannte Flugmaschine mit eingeschalteten Suchscheinwerfern über den Fluss, geradewegs auf ihn zu. Für eine Flucht ist es zu spät und das Gelände zu offen. Kar, welcher sich als Schrottsammler mit den Regierungsfahrzeugen auskennt, kann sofort das Wappen der ZIS auf den Lenkflügeln erkennen. Diese erbarmungslosen Beamten sind berüchtigt dafür, die Schmutzarbeit von oben zu erledigen und entflohene Arbeiter einzufangen und zurück in ihren Distrikt zu bringen. Auch Kar würde man einfangen und bestrafen, sobald man ihn finden würde, was eine Leichtigkeit für die integrierten Wärmekameras an Bord des Luftschiffes ist.
Doch zu seiner Erleichterung scheint das Team gerade erst seine Mission erledigt zu haben und das Shuttle fliegt tief mit offenen Einsatztüren. Das stellt sich als ein gelegener Zufall für ihn heraus, denn er kann einige der Gesprächsfetzen durch den Nieselregen aufschnappen.
„Hat sich dieses Mal kaum gewehrt“, tönt es heiter aus der Kabine, „war wohl schon zu alt und rostig!“
 Jedoch bezeugen seine nasse Kleidung und eine gigantische Beule am Hinterkopf die Richtigkeit des Geschehens.
Nun, da sich seine Augen wieder an die Umgebung gewöhnt haben, beginnt er sich umzusehen. Die Röhre ist anscheinend eine Flugzeugturbine, welche auf der Flussbank liegt. Der Roboter muss ihn hierher getragen haben. Ohne zunächst einen klaren Gedanken zu fassen, lehnt er sich ermattet an die Wand der Turbine und seufzt.
„Er muss wohl fortgegangen sein, schließlich hat er jetzt das, was er wollte“, murmelt Kar mit enttäuschtem Unterton.
Doch als er gedankenverloren in seinen Taschen stöbert, bemerkt er etwas eigenartiges, weiches und knittriges. Neugierig zieht er es heraus und erblickte mit einigem Erstaunen eben jene Rose, die er vom Stapel Rohre geholt hat. Sie verströmt einen angenehm-süßen Duft, ungleich allem was er bis dahin gerochen hat. Warum hat er sie aber nicht mitgenommen, fragt sich der Junge leicht verdutzt, die Blume betrachtend.
Er muss, versunken in die Betrachtung des unschuldigen Weiß, einige Zeit so dagesessen haben, als ihn plötzlich das Geräusch von Motoren hochfahren lässt. Schnell klaubt er seine Sachen zusammen und lugt aus der Öffnung seiner primitiven Höhle hervor.
Nicht unweit, etwas weiter flussabwärts, fliegt eine bemannte Flugmaschine mit eingeschalteten Suchscheinwerfern über den Fluss, geradewegs auf ihn zu. Für eine Flucht ist es zu spät und das Gelände zu offen. Kar, welcher sich als Schrottsammler mit den Regierungsfahrzeugen auskennt, kann sofort das Wappen der ZIS auf den Lenkflügeln erkennen. Diese erbarmungslosen Beamten sind berüchtigt dafür, die Schmutzarbeit von oben zu erledigen und entflohene Arbeiter einzufangen und zurück in ihren Distrikt zu bringen. Auch Kar würde man einfangen und bestrafen, sobald man ihn finden würde, was eine Leichtigkeit für die integrierten Wärmekameras an Bord des Luftschiffes ist.
Doch zu seiner Erleichterung scheint das Team gerade erst seine Mission erledigt zu haben und das Shuttle fliegt tief mit offenen Einsatztüren. Das stellt sich als ein gelegener Zufall für ihn heraus, denn er kann einige der Gesprächsfetzen durch den Nieselregen aufschnappen.
„Hat sich dieses Mal kaum gewehrt“, tönt es heiter aus der Kabine, „war wohl schon zu alt und rostig!“
„Hehe, natürlich hat ihm auch der Schlacke-Regen zu schaffen gemacht. Ein Wunder, dass der sich überhaupt noch bewegen konnte“, brüllt eine kehlige Männerstimme.
„Diese verdammten defekten Maschinen bringen mich aber irgendwann noch um“, behauptet ein anderer mit besorgniserregter Stimme, „es gibt immer mehr von diesen Bastarden, die irgendwie die Kontrolle verlieren und zu fliehen versuchen!“
„Aber Marv, ohne die wären wir ja auch arbeitslos!“, kommt es lachend zurück.
Kar, der mit voller Anstrengung lauscht, hat genug gehört. Die Maschine entfernt sich wieder und der Schrottsammler springt aus der Röhre heraus und läuft über die Sandbank. Er kann sich schon denken, wen sie getroffen haben und rennt weiter stromabwärts. Obwohl er sich beeilt, werden seine Schritte immer kleiner und er stolpert. Der erstarkte Regen nimmt ihm die Sicht und der aufsteigende Wasserdampf belastet seine Lungen. In seinem Mund beginnt sich ein metallener Geschmack zu manifestieren. Nachdem er so einige Meilen zurücklegt, verlassen ihn seine Kräfte endgültig und er rutscht seitlich weg. Er fällt eine seichte Böschung hinab und landet mit dem Gesicht im schwarzen Sand. Nachdem er sich ächzend auf einem Gerümpel-Haufen abgestützt hat, sieht er sich um. Der Regen ist noch dicker geworden und die Sicht miserabel. Seine Füße brennen und seine kleine Lunge atmet schwer.
„Ich glaube, hier muss ich aufgeben,“, seufzt er reuevoll, „ansonsten erwischt es mich auch noch.“
Er hat, trotz der kurzen Zeit, eine Art Zuneigung zu der Maschine aufgebaut. Der scheinbar unermüdliche Hühne ist wohl eindeutig in die Hände der Regierung gefallen. Gerade als er sich zum Umkehren wenden will, vergreift er sich und rutscht an einem glitschigen Schlauch entlang. Diesmal kann er sich gerade noch fangen, doch dafür entlädt sich auch seine Frustration umso gewaltiger und er versetzt dem Schrotthaufen neben sich, einen heftigen, wutentbrannten Tritt.
Da öffnen sich ihm die Augen. Starr vor Schreck begreift er, was er da eben noch tobend geschlagen hat. Es ist ihm zunächst nicht aufgefallen, doch es konnte keinen Zweifel geben. Es ist der Androide. Tot.
Die schwarz-verbrannten und mit Öl bespritzt Ranken, geben ein völlig anderes Bild ab. Er sitzt auf seine Knie gestützt in einer demütigen Haltung, den einen ranken-artigen Arm auf den Boden gestützt und die lange Hand wie zum Schutz erhoben. Da wo sein linkes Auge sein sollte, klafft ein gigantisches Loch mit Brandflecken umrandet.
So gestaucht und ängstlich wie der Hühne da vor ihm kniet, fühlt Kar, wie eine Woge des Mitleids ihn erfasst. Der Schrottsammler klopft seinem ehemaligen Partner auf die Schulter und schiebt einige der verkohlten Ranken aus dem Schoß des besiegten Androiden, um sich zu verabschieden. Doch als er noch dabei ist, die schweren Ranken nach oben zu hieven, entdeckt er etwas unfassbares.
Zwischen den verstopften Knien, sowie unter dem Schutz des nach vorne gebeugten Oberkörpers, türmen sich ein Haufen ganzer Rosen und ein Berg einzelner Rosenblütenblätter. Dazu, vor dem giftigen Regen geschützt, liegt auf der Spitze der Anhäufung ein kleiner Lederbeutel. Erstaunt greift Kar nach dem Säckchen und wiegt es in der Hand. Sofort ist ihm klar, dass es das gewesen sein muss, wonach der Androide von Beginn an gesucht hat. Mit zittrigen Händen öffnet er das Tütchen und erspäht in dem Inneren einen Haufen, welcher aus Rosensamen bestehen muss.
Kaum hat der Samen den Regen berührt, gibt dieser ein leises „Plopp“ von sich und eine kleine Blume schießt daraus hervor. Umnebelt von einem süßlichen Parfum, der den Gestank von Regen und Schlamm weichen lässt, kann er fühlen, wie die Kraft in seinen Körper zurückkehrt.
„Das ist ja ein wahrer Schatz, den du da gesucht hast.“, lächelt er in sich hinein und macht sich auf den Heimweg.
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