Biodiversitätsanalyse auf Grünflächen in Berlin- Teil 1

Für eine übersichtliche Darstellung der verwandtschaftlichen Beziehungen werden die Pflanzen in ein hierarchisches System aus Einheiten, einander übergeordneter Rangstufen geordnet. Art, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse und Abteilung sind die wichtigsten und werden ungeachtet ihrer Rangstufe als Sippen bezeichnet (vgl. Eckehart u.a.; 2017; S. 11). Die Benennung der Pflanzensippen ist die Nomenklatur, hierzu werden wissenschaftliche Namen verwendet, die lateinischer Form sind. Dies erleichtert die internationale Verständigung. Jeder Artname besteht aus zwei Teilen, als Beispiel Vaccinium myrtillus, das erste Wort ist der Gattungsname und das zweite das Art-Epitheton, also der artbestimmende Zusatz zum Gattungsnamen. Die Familiennamen sind zusammengesetzt aus dem Wortstamm eines Gattungsnamens und der Endung -aceae, als Beispiel die Rosengewächse = Rosaceae (vgl. Eckehart u.a.; 2017; S. 13 f.)

Die deutschen Pflanzennamen sind in der Regel künstlich gebildet. Wie das Beispiel des Namens "Butterblume" zeigt, mit dem viele gelbblühende Arten unterschiedlicher Gattungen und Familien gemeint sind, werden deutsche Pflanzennamen häufig vieldeutig verwendet. Auch eine Gattungszugehörigkeit ist durch die Namen nicht erkennbar (vgl. Eckehart u.a.; 2017; S. 15).

Für die Pflanzenbestimmung ist die Verwachsung von Kronblättern von Bedeutung. Von freien Kronblättern wird gesprochen, wenn ein Kronblatt aus der Blütenkrone gezupft werden kann ohne benachbarte zu verletzen. Eine Blüte bei der Kelch- und Kronblätter gleich gestaltet sind wird als Perigon bezeichnet, wie beispielsweise bei der Tulpe.

Einige Pflanzenfamilien (Dolden- und Korbblütler) lassen sich bereits durch ihre charakteristischen Blütenstände erkennen. Die häufigsten Blütenstände sind in Abbildungen 9 und 10 dargestellt.

Abb.10: Blütenstand (Lüder; 2017; S.28)

   2 Exemplarische Vegetationsanalyse - Exkursionsort Berlin- Tempelhofer Feld

Rötegewächse (Rubiaceae)

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">Ia&nbsp;</a>Blüten gelb <a href="bookcreator://page/EWdd6SeXTci_Chbao-au6w/right">Ib </a>Blüten weiß

Abb. 21: Pflanze 2, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

   2 Exemplarische Vegetationsanalyse - Exkursionsort Berlin - Tempelhofer Feld

Aufgabe: Bestimmen Sie die nachfolgenden Pflanzen mit Hilfe des Bestimmungsweges. Sie starten je Pflanze zunächst mit nur einem Fragenpaar, durch klicken auf die Zahl vor dem Merkmal was auf die Pflanze zustimmt, gelangen Sie zum nächsten Fragenpaar.

Bestimmungsweg Pflanze ?, Kartierfläche 1, Sommer

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/left">1a</a> Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun <a href="bookcreator://page/9sSZb3o6Q9uwFtljJb2faQ/right">1b</a> Pflanze mit grünen Blättern

Abb.15: Pflanze ?, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

Abb. 16: Sommerwurz - Beispiel einer schmarotzenden Pflanze (https://upload.wikimedia.org/wikipedia /commons/b/bc/ES_Valencia_Sierra _Aitana_Orchidea.jpg)

Am Blattgrund können Nebenblätter entstehen (siehe Abb. 5), diese sind typisch für beispielsweise die Rosengewächse und Schmetterlingsblütler.

Abb.5: Nebenblätter (Lüder; 2017; S.22)

Blätter die keinen Blattstiel haben werden als ungestielt oder sitzend bezeichnet. Hier wird weiter differenziert in Stängel umfassend, geöhrt, verwachsen oder herablaufend, siehe Abbildung 6.

Die Sprossachse verlängert die Achse des Keimlings und entsteht durch apikales, nach oben gerichtetes, Wachstum. Sie hat die Funktion das Wasser und die darin gelösten Nährstoffe weiterzuleiten. Die Sprossachse wird in die Knoten (Nodien), die Ansatzstellen der Blätter und die dazwischenliegenden Stängelglieder (Internodien) unterteilt. Das Verzweigungsmuster der Sprossachse ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal, da es der Blattstellung entspricht. Für die Bestimmung gegenständiger Blätter ist es wichtig, dass sich alle Blätter gegenüber stehen, denn auch wechselständige Blätter können zufällig einmal fast gegenüber angeordnet sein.

Das dritte Grundorgan der Pflanzen, die Wurzel, hat die Funktion der Verankerung im Boden und der Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Das Wasser mit den darin gelösten Nährstoffen wird dann über die Sprossachse transportiert.

Bestimmungsweg Pflanze 2, Kartierfläche 1, Sommer 1a Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun 1b Pflanze mit grünen Blättern

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">2</a> Stängel niederliegend oder kletternd, mit langen Ranken neben den Blättern → Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) <a href="bookcreator://page/Ee0qLe_rRDeStDIEsPivQA/right">2*</a> Pflanze ohne Ranken

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">2a</a> Stängel niederliegend oder kletternd, mit langen Ranken neben den Blättern → Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) <a href="bookcreator://page/Ee0qLe_rRDeStDIEsPivQA/right">2b</a> Pflanze ohne Ranken

Abb. 18: Gurke - Beispiel einer Pflanze mit Ranke (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/ c3/Cucumis_sativus_001.jpg/450px-Cucumis_sativus_001.jpg)

Abb.17: Pflanze 2, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

Biodiversitätsanalyse auf Grünflächen in Berlin Teil 1

Bergische Universität Wuppertal Institut für Geographie und Sachunterricht Allgemeine Geographie/Mensch-Umwelt-System

Autorin: Nina Heuke Layout: Nina Heuke

Rötegewächse (Rubiaceae) Ia&nbsp;Blüte gelb Ib Blüte weiß IIa Blütenkrone ohne deutliche Röhre IIb Blütenkrone mit deutlicher Röhre; Frucht hakig-borstig → Waldmeister (Gallium odoratum)

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">IIIa </a>Stängel stielrund <a href="bookcreator://page/QXH2MaLjR46OHTCreaUQRA/right">IIIb </a>Stängel im unteren Teil 4-kantig

Abb.23: Pflanze 2, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

Rötegewächse (Rubiaceae) Ia&nbsp;Blüte gelb Ib Blüte weiß

<a href="bookcreator://page/DvosYyMNTTKe1emc0b-gVA/right">IIa </a>Blütenkrone ohne deutliche Röhre <a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/left">IIb </a>Blütenkrone mit deutlicher Röhre; Frucht hakig-borstig → Waldmeister (Gallium odoratum)

Abb.22: Pflanze 2, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

Bestimmungsweg Pflanze 2, Kartierfläche 1, Sommer 1a Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun 1b Pflanze mit grünen Blättern 2a Stängel niederliegend oder kletternd, mit langen Ranken neben den Blättern → Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) 2b Pflanze ohne Ranken

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">3</a> Blätter quirlig, Kelch 4-6spaltig oder rückgebildet, Krone (3-)4spaltig → Rötegewächse (Rubiaceae) <a href="bookcreator://page/7XRKZr-vSmS3bAAzfxKI7g/right">3*</a> Blätter grund-, gegen- oder wechselständig

<a href="bookcreator://page/7XRKZr-vSmS3bAAzfxKI7g/right">3a</a> Blätter quirlig, Kelch 4-6spaltig oder rückgebildet, Krone (3-)4spaltig → Rötegewächse (Rubiaceae) <a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">3b</a> Blätter grund-, gegen- oder wechselständig

Abb.19: Pflanze 2, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

   2 Exemplarische Vegetationsanalyse - Exkursionsort Berlin 

Für das Ökosystem auf dem Tempelhofer Feld (siehe Karte Abb. 14) soll die Vegetation an den Standorten 5, 9 und 15 analysiert werden. Sie erhalten zwei Pflanzen als Beispiel, um das Prinzip der Vegetationsbestimmung kennenzulernen. Die Vegetation wurde am 08.05.2022 und 15.07.2022 aufgenommen. Der pH-Wert des Bodens an allen drei Standorten liegt etwa bei 6,40.

Abb. 13: Tempelhofer Feld Vegetationsfläche 1 (eigene Aufnahme)

Die Geschichte des Tempelhofer Felds reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Von 1722 bis Anfang der 1990er Jahre ist das Feld von fast ausschließlicher militärischer Nutzung geprägt. 1923 entstand der zivile "Flughafen Tempelhofer Feld". Am Nordrand des Feldes steht das "Columbia-Haus", in dem die Nationalsozialisten das einzige offizielle Konzentrationslager der SS auf Berliner Stadtgebiet einrichteten. Von 1945-1993 wurde der Tempelhof genutzt als Flughafen der US Air Force und ab 1951 war er ein geteilter Flugplatz des Militärs und des zivilen Flugverkehrs. Im Jahr 1993 wurde der Flughafen durch die US Air Force an die Berliner Flughafengesellschaft übergeben und 1995 unter Denkmalschutz gestellt. Nach der Entscheidung für den Großflughafen Berlin-Schönefeld im Jahr 1996 wurde der Flughafen 2008 geschlossen. Seit dem Jahr 2010 ist das ehemalige Flugfeld zur Erholungs- und Freizeitnutzung für die Bevölkerung geöffnet (GrünBerlin, 2022; thf, 2022).

   2 Exemplarische Vegetationsanalyse - Exkursionsort Berlin - Park am Nordbahnhof

Bestimmungsweg Pflanze 5, Kartierfläche 1, NB, Sommer 1a Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun 1b Pflanze mit grünen Blättern 2a Stängel niederliegend oder kletternd, mit langen Ranken neben den Blättern → Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) 2b Pflanze ohne Ranken

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">3a</a> Blätter quirlig, Kelch 4-6spaltig oder rückgebildet, Krone (3-)4spaltig → Rötegewächse (Rubiaceae) <a href="bookcreator://page/tUd-7N8ATzG9zz5-99ylyQ/left">3b</a> Blätter grund-, gegen- oder wechselständig

Abb.32: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

Korbblütengewächse (Asteraceae) Ia&nbsp;Alle Blüten des Köpfchens oder nur die inneren Blüten&nbsp;röhrenförmig Ib Alle Blüten des Köpfchens zungenförmig und 5-zipfelig

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">IIa</a> Stängel mit wenigen kleinen, lanzettlichen Hochblättern, Blätter kahl → Herbst-Löwenzahn (Leontodon autumnalis) <a href="bookcreator://page/moWMlXuESsi4aP9Ha6EQGw/left">IIb </a>Stängel beblättert

Abb.37: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

Frey, Wolfgang; Lösch, Rainer (2010): Geobotanik: Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit. 3. Aufl. 2010. Nachdruck 2014. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg. GrünBerlin (2022): Natur &amp; Geschichte. Online verfügbar unter https://gruen-berlin.de/projekte/parks/tempelhofer-feld/natur-geschichte, zuletzt aktualisiert am 28.10.2022, zuletzt geprüft am 28.10.2022. GrünBerlin (2022a): Park auf dem Nordbahnhof. Online verfügbar unter https://gruen-berlin.de/projekte/parks/park-auf-dem-nordbahnhof, zuletzt aktualisiert am 29.10.2022, zuletzt geprüft am 29.10.2022. Jäger, Eckehart J.; Müller, Frank; Ritz, Christiane M.; Welk, Erik; Wesche, Karsten (2017): Exkursionsflora von Deutschland: Gefäßpflanzen: Grundband. 21.Auflage. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Lüder, Rita (2017): Grundkurs Pflanzenbestimmung: eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene. 8., korrigierte und aktualisierte Auflage. Wiebelsheim: Quelle &amp; Meyer Verlag (Quelle &amp; Meyer Bestimmungsbücher). Stützel, Thomas (2015): Botanische Bestimmungsübungen: praktische Einführung in die Pflanzenbestimmung ; 11 Tabellen. 3., vollst. aktualisierte Aufl. Stuttgart: Ulmer (UTB, 8220 : Biologie, Ökologie, Agrar- und Forstwissenschaften). Tempelhof Projekt GmbH (thf) (2022): Flughafen Tempelhof: Die Geschichte im Überblick. Online verfügbar unter https://www.thf-berlin.de/standortinfos/standortgeschichte/chronik/, zuletzt aktualisiert am 28.10.2022, zuletzt geprüft am 28.10.2022. Wittig, Rüdiger (2012): Geobotanik. 1. Aufl. Bern [u.a.]: Haupt (UTB, 3753; UTB basics).

Rötegewächse (Rubiaceae) Ia&nbsp;Blüte gelb Ib Blüte weiß IIa Blütenkrone ohne deutliche Röhre IIb Blütenkrone mit deutlicher Röhre; Frucht hakig-borstig → Waldmeister (Gallium odoratum) IIIa Stängel stielrund IIIb Stängel im unteren Teil 4-kantig

Abb.24: Pflanze 2, Fläche 1, TF, Sommer (eigene Aufnahme)

IVa Blätter verkehrteiförmig bis länglich→ Wiesen -Labkraut (Galium mollugo) IVb Blätter verkehrteilanzettlich bis schmal länglich → Weißes Labkraut (Galium album)

Abb.25: Blattformen (https://www.plantopedia.de/blattformen/)

Allgemeine Geographie / Mensch-Umwelt-System Nina Heuke

auf Grünflächen in Berlin

   2 Exemplarische Vegetationsanalyse - Exkursionsort Berlin

Bis zum Jahr 1952 wurde das Gebiet des Parks am Nordbahnhof als Fernbahnhof genutzt. Anfang der 1960er Jahre wurden dort DDR- Grenzanlagen errichtet. In den Jahren 2004-2009 wurden 5 Hektar des ehemaligen, leicht erhöhten Mauerstreifens zwischen den Bezirken Wedding und Mitte zu einer naturnahen, urbanen Parkanlage umgestaltet. In dem Park kann man sowohl Relikte des einstigen Stettiner Bahnhofs, als auch der deutsch-deutschen Teilung entdecken (GrünBerlin 2022a).

Für das Ökosystem auf dem Park am Nordbahnhof (siehe Karte Abb. 27) soll die Vegetation an den Standorten 7, 12 und 16 analysiert werden. Sie erhalten zwei Pflanzen als Beispiel, um das Prinzip der Vegetationsbestimmung kennenzulernen. Die Vegetation wurde am 10.05.2022 und 13.07.2022 aufgenommen. Der pH-Wert des Bodens an allen drei Standorten liegt etwa bei 6,60.

Abb. 26: Park am Nordbahnhof Vegetationsfläche 3 (eigene Aufnahme)

Korbblütengewächse (Asteraceae)

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">Ia</a>&nbsp;Alle Blüten des Köpfchens oder nur die inneren Blüten&nbsp;röhrenförmig <a href="bookcreator://page/O5RiVV_vQzep20PWJwbi2Q/left">Ib</a> Alle Blüten des Köpfchens zungenförmig und 5-zipfelig

Abb.35: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

Abb.36: Korbblüte (Lüder; 2017; S. 462)

Das digitale Buch "Biodiversitätsanalyse auf Grünflächen in Berlin Teil I " soll Sie im Rahmen der Biodiversitätsanalyse zunächst in die Vegetationsanalyse einführen. Hierzu erhalten Sie einen theoretischen Überblick über die Vegetationsaufnahme, die Benennung von Pflanzen und die wichtigsten Bestimmungsmerkmale der Pflanzen. Anschließend sollen Sie die Vegetation an den Standorten in Berlin exemplarisch bestimmen. Die Bestimmungswege sind reduziert und an die Merkmale, die auf Bildern erkannt werden können angepasst.

Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal ist die Stellung des Fruchtknotens. Dieser kann ober-, mittel- und unterständig sein. Bei einem oberständigen Fruchtknoten sind die Staubblätter und der Fruchtknoten oberhalb des Blütenbodens. Wenn der Blütenboden becher- oder krugförmig vertieft ist, liegt der Fruchtknoten unterhalb der Ansatzstelle der Blütenkrone und es wird von einem unterständigen Fruchtknoten gesprochen. Ein mittelständiger Fruchtknoten kommt nur selten vor, beispielsweise bei der Kirsche. Hier ist der Fruchtknoten von einem Becher umgeben.

Auch die Symmetrie von Blüten ist wichtig für die Bestimmung. Die einfachste Unterscheidung hierbei erfolgt durch die Anzahl der Symmetrieebenen in monosymmetrisch, disymmetrisch und polysymmetrisch. Jedoch werden auch folgende weitere Begriffe verwendet: monosymmetrisch = zygomorph, disymmetrisch = bilateral, polysymmetrisch = aktinomorph

Abb.11: Stellung Fruchtknoten (Lüder; 2017; S.31)

Abb.12: Symmetrie von Blüten (Stützel; 2015; S.36)

Leider trifft dieses Merkmal nicht auf die Pflanze zu.

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Die Blüte stellt kein Grundorgan der Pflanze dar, ist jedoch ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Aufgebaut ist die Blüte aus Kelchblättern, Kronblättern, Staubblättern und Fruchtblättern. Diese Reihenfolge ist nie vertauscht, jedoch können bei einigen Blüten einzelne Bestandteile dieser Reihenfolge fehlen. Pflanzen bei denen alle Bestandteile der Blüte vorhanden sind, sind zwittrig, denn sie weisen sowohl die männlichen, als auch die weiblichen Bestandteile auf. Die Staubblätter sind der männliche Blütenanteil und liefern Pollen. Der weibliche Anteil der Blüte ist der Stempel, welcher sich aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe zusammensetzt. Der Stempel ist für die Aufnahme der Pollen zuständig. Bei eingeschlechtlichen Pflanzen sind die Blüten nach Geschlechtern getrennt. Diese Pflanzen unterscheiden sich weiter in einhäusige (monözische) und zweihäusige (diözische) Pflanzen. Bei einhäusigen Pflanzen sind männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze zu finden.

Bei zweihäusigen Pflanzen gibt es sowohl weibliche als auch männliche Pflanzen.

Abb.8: Blütenaufbau (Lüder; 2017; S.26)

Abb.14: Karte Tempelhofer Feld (eigene Darstellung)

Die Bestimmung der Vegetation erfolgt mit Hilfe von Bestimmungsbüchern. Die Vegetationsbe-stimmung in diesem Buch ist auf die Werke von Eckehardt u.a. (2017) und Lüder (2017) aufgebaut. Der Bestimmungsweg ist somit ein dichotomer Schlüssel. Es stehen immer zwei Merkmale als Gegensätze beieinander. Diese sind durch die gleiche Zahl am linken Rand als Fragenpaar erkennbar. Die Bestimmung der Pflanze erfolgt so, dass geprüft wird welches der beiden Merkmale auf die Pflanze zutrifft. Das zutreffende Merkmal weist auf das nächste Fragenpaar hin. Die Bestimmung wird auf diese Weise weiter fortgeführt bis man auf einen Familien- oder Gattungsnamen stößt. Hier wird dann bei der jeweiligen Familie/Gattung mit der Bestimmung beim ersten Fragenpaar begonnen, bis man zum Artnamen gelangt, welches das Ziel der Bestimmungsarbeit ist. Die Bestimmung beginnt mit der Übersichtstabelle, in der festgestellt wird in welcher von sechs Haupttabellen weiter bestimmt wird.

Die sechs Haupttabellen sind (I) Pflanzen ohne Blüten (II) Nacktsamige Pflanzen (III) Einkeimblättrige Pflanzen (IV) Zweikeimblättrige Pflanzen mit gleichartiger oder fehlender Blüte (V) Zweikeimblättrige Pflanzen mit freien Kronblättern (VI) Zweikeimblättrige Pflanzen mit verwachsenen Kronblättern (vgl. Eckehart u.a.; 2017; S. 53 ff.).

Für die exemplarische Vegetationsbestimmung werden Ihnen Bilder der jeweiligen Pflanze zur Verfügung gestellt, die Sie anhand des darauffolgenden Bestimmungsweges bestimmen sollen. Die Bestimmungswege sind auf Basis der Bestimmungswege aus Eckehardt u.a. (2017) und Lüder (2017) entwickelt und an die Merkmale angepasst, die auf den Bildern erfasst werden können. Für jede Pflanze wurde ein eigener Bestim-mungsweg erstellt, weswegen die Bestimmung nicht klassisch in der Übersichtstabelle startet. Sie starten je Pflanze zunächst mit nur einem Fragenpaar, durch klicken auf die Zahl vor dem Merkmal was auf die Pflanze zustimmt, gelangen Sie zum nächsten Fragenpaar.

Bestimmungsweg Pflanze 5, Kartierfläche 1, NB, Sommer 1a Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun 1b Pflanze mit grünen Blättern

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">2a</a> Stängel niederliegend oder kletternd, mit langen Ranken neben den Blättern → Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) <a href="bookcreator://page/Letdr6XBQbuatqdkI-uBVg/left">2b</a> Pflanze ohne Ranken

Abb.30: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

Abb. 31: Gurke - Beispiel einer Pflanze mit Ranke (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/ c3/Cucumis_sativus_001.jpg/450px-Cucumis_sativus_001.jpg)

Bestimmungsweg Pflanze 5, Kartierfläche 1, NB, Sommer

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">1a</a> Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun <a href="bookcreator://page/l5zu2rLFRRGAhIv5l1pnQw/right">1b</a> Pflanze mit grünen Blättern

Abb. 29: Sommerwurz - Beispiel einer schmarotzenden Pflanze (https://upload.wikimedia.org/wikipedia /commons/b/bc/ES_Valencia_Sierra _Aitana_Orchidea.jpg)

Abb.28: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

Korbblütengewächse (Asteraceae) Ia&nbsp;Alle Blüten des Köpfchens oder nur die inneren Blüten&nbsp;röhrenförmig Ib Alle Blüten des Köpfchens zungenförmig und 5-zipfelig IIa Stängel mit wenigen kleinen, lanzettlichen Hochblättern, Blätter kahl → Herbst-Löwenzahn (Leontodon autumnalis) IIb Stängel beblättert

IIIa Blätter lineal; formenreich → Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) IIIb Blätter ungeteilt, mit Sternhaaren → Gewöhnliches Bitterkraut (Picris hieracioides)

Abb.38: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

In Abbildung 3 sind die wichtigsten Merkmale zum Blattrand dargestellt. Es wird unterschieden in ganzrandig, gesägt, gekerbt, schrotsägeförmig, gezähnt, gebuchtet, doppelt gesägt.

Auch in der Form unterscheiden sich die Blätter für die es unterschiedliche Bezeichnungen gibt, wie in Abbildung 4 dargestellt.

Auch der Blattgrund kann unterschiedlich ausgebildet sein und stellt charakteristische Merkmale einzelner Pflanzenfamilien dar. Bei den Doldenblütlern ist der Blattgrund beispielsweise als offene Scheide ausgebildet. 

Bestimmungsweg Pflanze 5, Kartierfläche 1, NB, Sommer 1a Pflanze schmarotzend, ohne Blattgrün, bleich, gelblich, rötlich, bläulich oder braun 1b Pflanze mit grünen Blättern 2a Stängel niederliegend oder kletternd, mit langen Ranken neben den Blättern → Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) 2b Pflanze ohne Ranken 3a Blätter quirlig, Kelch 4-6spaltig oder rückgebildet, Krone (3-)4spaltig → Rötegewächse (Rubiaceae) 3b Blätter grund-, gegen- oder wechselständig

Abb.34: Pflanze 5, Fläche 3, NB, Sommer (eigene Aufnahme)

<a href="bookcreator://page/bxohyeFnQtm0bj2643Dfwg/right">4a</a> Staubbeutel frei, Narben 3, Krone röhrig glockig, blauviolett&nbsp;→ Glockenblumengewächse (Campanulaceae) <a href="bookcreator://page/W3IRLRZxTSiu8Wgnp4Q9Ww/left">4b</a> Staubbeutel fast stets zu einer Röhre verklebt, Narben 2, Krone röhrig oder zungenförmig&nbsp;→ Korbblütengewächse (Asteraceae)

Abb.27: Karte Park am Nordbahnhof (eigene Darstellung)

Gefäßpflanzen bestehen aus den drei Grundorganen Blatt, Sprossachse und Wurzel, den vegetativen Organen. Die Blüte stellt kein Grundorgan dar, sie hat die Funktion der generativen Fortpflanzung.

In den Blättern findet die Fotosynthese statt, alle Grundsubstanzen für weitere Stoffwechsel-prozesse der Pflanze werden hergestellt. Als Bestimmungsmerkmal werden bei den Blättern die Blattstellung, der Blattrand, die Blattformen, sowie Blattgrund, -stiel und -spreite herangezogen. Die richtige Bezeichnung der Abschnitte eines Laubblatts ist für die Bestimmung zu beachten. Ein Laubblatt gliedert sich in Blattgrund, Blattstiel und Blattspreite (siehe Abb. 1).

Wenn ein Blatt an jedem Knoten steht ist die Blattstellung wechselständig. Als gegenständig wird die Blattstellung genannt, wenn an jedem Knoten zwei Blätter stehen, da sie sich so gegenüber stehen. Der dritte Grundtyp der Blattstellung wird als wirtelig/quirlständig bezeichnet, wenn an einem Knoten mehr als zwei Blätter inserieren.

Anhand der Stellung der Laubblätter an der Sprossachse werden drei Grundtypen der Blattstellung unterschieden.

Abb.2: Blattstellung (Lüder; 2017; S.21)

Für die Analyse von Pflanzenbeständen muss zunächst eine Vegetationsaufnahme im Gebiet erfolgen. Da nicht die gesamte Vegetation eines Gebiets erfasst werden kann, ist es notwendig eine Aufnahmefläche auszuwählen. Um von dieser Aufnahmefläche auf die Vegetation im gesamten Gebiet schließen zu können, muss die Fläche drei Anforderungen erfüllen: (1) Es muss ein homogener Pflanzenbestand vorliegen. Homogenität ist hier ein Maß für die gleichmäßige Zusammensetzung eines Pflanzenbestandes. Eine strenge Homogenität ist jedoch nur selten gegeben (vgl. Frey und Lösch; 2010; S. 66 ff.). (2) Die Aufnahmefläche muss groß genug sein, welches als Minimum-Areal bezeichnet wird. Die Bestimmung des Minimum-Areals erfolgt indem zunächst alle vorkommenden Arten einer kleinen Fläche notiert werden. In mehreren Aufnahmeschritten wird die Fläche dann jeweils verdoppelt und die hinzukommenden Arten notiert. Diese Ergebnisse werden in einer Artenzahl-Areal-Kurve dargestellt.

Die Fläche, bei der die Kurve zunächst steil ansteigt und dann flach weiter verläuft, gilt als Minimum-Areal (vgl. Frey und Lösch; 2010; S. 66 ff.). Das Minimum-Areal variiert je nach Gesellschaftstyp. Erfahrungswerte für die Größe der Aufnahmefläche je nach Gesellschaftstyp für die mitteleuropäische Vegetation sind in Tabelle 1 aufgeführt (vgl. Wittig; 2012; S. 148 ). (3) Die Habitatbedingungen müssen einheitlich sein (vgl. Frey und Lösch; 2010; S. 66 ff.).

Tab.1: Geeignete Aufnahmeflächengrößen für mitteleuropäische Vegetation (Wittig; 2012; S.148)

Die Vegetationsaufnahme nach Braun-Blanquet bedeutet, dass sämtliche Arten und Unterarten, unter Angabe ihrer Artmächtigkeit, vollständig listenmäßig erfasst werden. Weitere Faktoren die das Habitat kennzeichnen werden ebenfalls in dieser Liste erfasst. Die Arten werden hierbei getrennt nach Baum-, Strauch-, Kraut-, Moos- und Flechtenschicht aufgelistet (vgl. Frey und Lösch; 2010; S. 68). Die so entstandene Artenliste wird durch weitere quantitative Daten (Angaben über Menge und Häufungsweise) und qualitative Daten (Strukturmerkmale der Arten) ergänzt. Für die Mess- und Schätzverfahren sind die Anzahl der Individuen (Abundanz) und die Deckung der einzelnen Arten (Deckungsgrad = Dominanz) in der Aufnahmefläche relevant. Die Pflanzensoziologie verbindet in einer Gesamtschätzung die Abundanz mit dem Deckungsgrad. Dieses wird gemeinsam geschätzt und als Artmächtigkeit bezeichnet (vgl. Frey und Lösch; 2010; S. 68 ff.). Zu einer Schätzung der Artmächtigkeit wird in Mitteleuropa bevorzugt die Braun-Blanquet-Skala (siehe Tab.2) verwendet (vgl. Wittig; 2012; S. 151).

Tab.2: Braun-Blanquet-Skala zum Schätzen der Artmächtigkeit (Wittig; 2012; S.151)

Vorwort 1 Vegetationsanalyse 1.1 Die Vegetationsaufnahme 1.2 Ordnung und Benennung der Pflanzen 1.3 Bestimmungsmerkmale der Pflanze 1.3.1 Blatt 1.3.2 Sprossachse 1.3.3 Wurzel 1.3.4 Blüte 2 Exemplarische Vegetationsanalyse Exkursionsort Berlin 2.1 Standort Tempelhofer Feld - Pflanze ?, Vegetationsfläche 1 2.2 Standort Park am Nordbahnhof - Pflanze ?, Vegetationsfläche 1 Literatur

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