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Mehr als Basteln

by LpB Saarland

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Mehr als Basteln
Künstlerische Techniken in der Erinnerungsarbeit
Eine Handreichung für die Vermittlungsarbeit
in Gedenkstätten und an Erinnerungsorten

Sabine Graf,
Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes
Vorsicht Kunst? - Erste Entwarnung

GEBRAUCHSEMPFEHLUNG

Die Arbeit mit künstlerischen Techniken in der Erinnerungsarbeit oder in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit in der Schule richtet sich nicht allein an Kunsterzieher:innen und das Fach „Kunsterziehung“.

Es geht darum, zu zeigen, dass Kunst mehr ist als die Definition „Kunst kommt vom Können“. Hier geht es nicht um Meisterschaft oder Meisterwerke oder „Alte Meister“ oder um die Pflege des Geniekults. Hier geht es um den Einsatz von künstlerischen Techniken, um Teilhabe und ein eigenständiges Arbeiten von Schüler:innen bei der Beschäftigung an Erinnerungsorten, Gedenkstätten und in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit. 

Es geht darum, zu zeigen, wie künstlerische Techniken in der Vermittlungsarbeit an Gedenkstätten und Erinnerungsorten, überhaupt in der historisch-politischen Bildung eingesetzt werden können. 

Es geht darum, andere Zugänge in der Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit vorzustellen und den damit verbundenen Mehrwert für das Historische Lernen zu zeigen. 

Es geht darum, ein zeitgemäßes Angebot in der Beschäftigung mit der NS-Zeit zu machen. Das heißt, auf Teilhabe ausgerichtet, anstatt auf Monolog, Frontalunterricht samt moralisierend erhobenen Zeigefinger.

Ist das Kunst? Kann das weg? Unser Wissen prägt unsere Wahrnehmung. Foto: Dirk Rausch
Für den Sondereinsatz jenseits des Schulunterrichts

Der Einsatz von künstlerischen Techniken empfiehlt sich daher insbesondere an außerschulischen Lernorten, an denen bewusst kein Schulunterricht samt Leistungsmessung stattfindet.

Kunst bzw. der Einsatz von künstlerischen Techniken versteht sich als Ausdrucksform, die gleichermaßen Reflexion einfordert sowie auch Empathie ermöglicht.

Kunst bedeutet dabei kein egozentrisches Agieren, sondern ein auf Dialog und Austausch mit dem Ort, dem Thema und einer Gruppe bezogenes Arbeiten. 

Die Arbeit mit künstlerischen Techniken in der Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit erweitert das Spektrum der Methoden.


Der Unterschied macht’s:
Künstlerische Techniken zu nutzen, ist nicht gleich Kunst zu machen.

Der Begriff „Kunst“, verbunden mit der Aufforderung, aktiv zu werden, verursacht oft eine Abwehrreaktion. Dann heißt es sehr schnell: „Das kann ich nicht.“

Damit ist ein Hindernis markiert. Es ist die Wahrnehmung von Kunst als Geniekult und unbedingter technischer Meisterschaft. Ein Blick in die Geschichte der Kunst zeigt, dass dies zutrifft.

Jedoch geht es bei der Erinnerungsarbeit mit künstlerischen Techniken nicht darum, Kunstwerke für die Ewigkeit zu schaffen, noch Kunst zu produzieren. Es wird keine Kunst gemacht, sondern es wird mit künstlerischen Techniken gearbeitet. Gerade weil diese in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ungewohnt scheinen, erlauben sie es, stereotypen Denk- und Aktionsweisen zu entgehen.

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