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Das Lager und die Gedenkstätte Neue Bremm in drei Infotexten und zehn Objekten

by LpB Saarland

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Die Geschichte des Lagers und der Gedenkstätte Neue Bremm in zehn Objekten und drei Infotexten
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Das Lager und die Gedenkstätte Neue Bremm in zehn Objekten und drei Infotexten
Infotext 1: Das Lager Neue Bremm

Ab Februar 1943 erfolgt die Erweiterung des Kriegsgefangenenlagers zum Gestapo-Lager durch Gefangene des Forbacher Stammlager Stalag XII F, der Insassen des Gefängnis Lerchesflur, durch vom Reichsarbeitsdienst verpflichtete Arbeiter sowie saarländischer Baufirmen. Damals wurde auch ein Löschwasserbecken wegen der Brandgefahr der Holzbaracken angelegt. Ab Juli war hier offiziell ein „Erweitertes Polizeigefängnis“. Es bestand bis November 1944 mit einem Männer- und ab Dezember 1943 mit einem ebenfalls mit einem Wasserbecken versehenen Frauenlager(=“Sonderbarackenlager II“). Insgesamt standen 16 Baracken auf 5.600 Quadratmetern Fläche.

Ein Lager mit vielen Funktionen

Die „Neue Bremm“ war Sammel- und Durchgangslager für Mitglieder der Résistance, deportierte französische Juden und Lothringer, die sich der Einberufung zur Wehrmacht entzogen hatten sowie deren Angehörigen. Dazu kamen 1935 vor politischer Verfolgung nach Frankreich geflohene Saarländer, die später sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg anschlossen. Sie wurden nach ihrer abermaligen Flucht nach Frankreich verhaftet. Auch sie wurden von Saarbrücken weiter nach Dachau, Mauthausen, Auschwitz oder Ravensbrück verschleppt. Das Lager war zudem Ausweichquartier für das überfüllte Lerchesflur-Gefängnis und damit Haftort für Stadtverordnete und Gewerkschaftssekretäre der SPD, KPD und des Zentrums. Die „Neue Bremm“ diente als Straf- und Disziplinierungslager für Zwangs- bzw. „Ostarbeiter“, die in der saarländischen Industrie eingesetzten waren. Nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 wurden dort politische Gegner inhaftiert. Zeitweise war das Lager mit 400-500 Menschen belegt.  
Infotext 2: Gedenkstätte Lager Neue Bremm aus dem Jahr 1947

Die Gedenkstätte wurde am 11. November 1947 durch den Gouverneur der im Saarland eingesetzten Militärregierung, Gilbert Grandval eingeweiht. Sie ging auf die Initiative Grandvals und der Verwaltungskommission zurück. Sie kennzeichnet die Situation im Saarland in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Damals standen die Verurteilung der Täter und das mahnende Erinnern an die NS-Verbrechen im Vordergrund. Dazu zählte die im April 1946 im Saarland-Museum eröffnete Ausstellung „Hitlers Verbrechen“. Im Mai 1946 begannen im Rastatter Schloss die Prozesse gegen das Personal des Lagers Neue Bremm. Im Juni 1946 verhängte das Gericht 15 Todesurteile, 25 Haftstrafen und zwei Freisprüche. Die Gedenkstätte bestand aus der Betonstele und einem trapezförmigen Platz. Beide Teile waren auf das Lager und das Löschwasserbecken als zentralem Ort des Terrors ausgerichtet.

Zeugen bestätigten den Terror am Löschwasserbecken

Darüber hatten ehemalige Häftlinge im Rastatter Prozess Zeugnis abgelegt. Daher sollte dieser Bereich nicht mehr betreten werden. Die Gedenkstätten stand für dieses Versprechen. Denn die dort verübten Verbrechen und das damit verbundene Leid sollten sich nicht mehr wiederholen. Der Einweihungstermin war der französische Feiertag zum Ende des Ersten Weltkriegs. Das Lager bezeugte den Zweiten Weltkrieg. Die Anlage war auf die Spicherer Höhen ausgerichtet. Dort siegten die Preußen über die Franzosen am 6. August 1870 im Deutsch-Französischen Krieg. Die Anlage der Gedenkstätte stellte Beziehungen zwischen dem preußischen Militarismus her, dessen Folgen die beiden Weltkriege waren. Dieser sollte durch kulturelle Erziehung überwunden werden. Weitere Mittel waren die Architektur und die Stadtplanung. Die Gedenkstätte wurde von dem französischen Stadtplaner André Sive entworfen. 
Infotext 3: Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm aus dem Jahr 2004

Das Lager Neue Bremm und das damit verbundene Gedenken veränderten sich über die Jahrzehnte. Nachdem das Saarland 1955 zur Bundesrepublik gekommen war, geriet die von der französischen Militärregierung errichtete Gedenkstätte in Vergessenheit. Diese umfasste nur das Männerlager und bezog die Straße ein. Die Verbreiterung der Straße im Jahr 1965 ging mit der Verkleinerung des Gedenkplatzes vor dem Löschwasserbecken einher. Dementsprechend war danach die Autobahnmeisterei Sulzbach für die Instandhaltung des Geländes zuständig.

Das Gedenken findet Platz im „Hotel der Erinnerung“

Diese wechselvolle Geschichte des Ortes als Lager sowie als Gedenkstätte musste in die Konzeption der Neugestaltung der 2004 eingeweihten Gedenkstätte einfließen. Dazu wurde im Jahr 2000 von der 1998 als Zusammenschluss engagierter Bürger*innen gegründeten Initiative Neue Bremm ein Ideenwettbewerb ausgelobt. Unter den 136 Einreichungen setzte sich der Vorschlag der Berliner Architekten Roland Poppensieker und Johannes Schulze Icking nach einer Konzeption von Nils Ballhausen und Roland Poppensieker durch. Ihr Entwurf konzentrierte sich darauf, das Hotel wie das Lager als einen Durchgangsort sichtbar zu machen. Die Veränderungen durch das Überbauen eines Teiles des Lagergeländes mit einem Hotel und dem Ausbau der Straße wurden dabei buchstäblich in dem Leuchtband zur Sprache gebracht. So wurde die wechselvolle Bedeutung des Ortes zwischen Terror einst und Gastfreundlichkeit mit diesen Wandel beschreibenden Begriffen in verschiedenen Sprachen ins Bild gesetzt.
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