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Erinnerung an die Shoah in Israel

by Len Rasmus Gutenschwager

Cover

Comic Panel 1
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Erinnerung an die Shoah -
Auseinandersetzung am Beispiel der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem
Motivation
Comic Panel 1
Comic Panel 2
Im Juli 2017 war ich mit meiner Familie in Israel. Es war mein bislang eindrucksvollster Urlaub und zwar nicht nur aufgrund der alten Geschichte und der schönen Landschaft, sondern auch, weil uns die Menschen dort so offen und ohne Vorurteile begegnet sind. Da wir alleine unterwegs waren, haben wir nette Begegnungen mit Juden und Palästinensern gehabt, sei es am Flughafen in Berlin, in den Unterkünften, aber auch beim Einkaufen oder auf der Straße. Einmal wurden wir sogar von einem alten Mann auf Deutsch angesprochen, der uns am Ende die Hand zum Abschied gereicht hat.
Je älter ich werde, desto erstaunlicher finde ich diese Offenheit uns Deutschen gegenüber.

Ich habe mich deshalb dafür entschieden, der Frage nachzugehen, wie in Israel heute der Shoah gedacht wird. Da es hierfür viele Aspekte gibt (Gedenktage, Literatur,...) und ich nicht alle genauer ansehen kann, möchte ich exemplarisch den Umgang mit dem Holocaust in der zentralen Gedenkstätte der Shoah, dem Museum Yad Vashem, vorstellen. Auch hier erfolgt aufgrund der Fülle der Aspekte eine Auswahl. Auch wenn die Begriffe Shoah und Holocaust nicht ganz identisch sind, werde ich in Folge beide Termini verwenden.
Geschichte treiben heißt Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen...
Bernhard Schlink (6)
Funktion und Relevanz von historischer Erinnerung
Menschen versuchen schon sehr lange, sich ihrer Vergangenheit bewusst zu werden und sich zu erinnern. Älteste Besipiele hierfür sind Grabmäler, wie z.B. die Pyramiden.
Doch warum ist Erinnerung für den Menschen überhaupt so wichtig und – ist sie das wirklich, oder können wir auch ohne Erinnerung leben?
Erinnerungen prägen uns und machen unsere Identität aus. Sie bestimmen mit, wie wir uns selbst sehen, wie wir auf andere wirken und wirken wollen und wie wir uns von ihnen abgrenzen.
Dabei geht es nicht nur unsere individuelle Identität, sondern auch um die von Gruppen, von denen wir ein Teil sind wie z.B. unsere Familie, unsere Klasse und Schule, aber auch unsere Nation.  
Historische Erinnerung hilft uns, die Gegenwart zu verstehen. Sie macht uns bewusst, warum Deutschland z.B. eine besondere Beziehung zu Israel oder Polen hat oder auch, warum nationale Symbole, wie die Deutschlandfahne, weitaus seltener zu sehen sind als in anderen Nationen.
Somit ist historische Erinnerung wie eine Brücke, die die Gegenwart mit der Vergangenheit verbindet. Sie hat damit gleichzeitig auch die Funktion, unser Handeln und das der Gruppen, von denen wir ein Teil sind, positiv zu beeinflussen, um z.B. die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden. Sie hat aber auch die Funktion der Vergangenheitsbewältigung, der Legitimation von Gruppen und Handlungen, aber natürlich auch der Bildung und sogar Unterhaltungszwecken. (1)
Erinnerung wird auch von den meisten Historikern, die sich mit Geschichts- und Erinnerungskultur auseinandersetzen, für wichtig erachtet (Hans-Ulrich Wehler, Jan Assmann, Jürgen Kocka; 1). Sie gilt als Pflicht und Leistung einer Gesellschaft. Der Althistoriker Christian Meier weist aber auch auf die Bedeutung des Vergessens hin – zu viel Erinnerung kann seiner Meinung nach auch dazu beitragen, Rivalität und Rache wach zu halten und somit neue (oder auch alte) Konflikte zu fördern. (4) Er bezeichnet das Vergessen deshalb auch als „kulturelle Errungenschaft“. Einzige Ausnahme hierbei ist seiner Meinung nach der Holocaust, der bereits aufgrund seines quasi industriellen Tötungsprozesses dazu auffordert, an die Opfer zu erinnern und ihnen ein Gesicht zu geben.
Die Erinnerung an die Shoah kommt hierbei besondere Bedeutung zu. In Deutschland ist die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ein zentrales Thema im Geschichtsunterricht, die hieraus erwachsende besondere Verantwortung zeigt sich aber z.B. auch im Gedenktag des 27. Januars, unserem Verhältnis zu Israel und unserem eher zurückhaltenden "Nationalstolz".
In Israel, das erst 1948 in Folge der schrecklichen Verbrechen an Juden, gegründet wurde, ist dieses Gedenken natürlich für die Identität der Gesellschaft sehr wichtig. Nach den ersten Jahren des Landes, in dem es zunächst um die Stabilität und den Umgang mit den Nachbarn des Landes ging, wurde das Gedenken und die Auseinandersetzung mit der Shoah v.a. durch den sog. Eichmann-Prozess angestoßen. (3,5)
Wie aber erinnert Israel an das Leiden, die Entrechtung und Tötung von mehr als sechs Millionen Juden während des Nationalsozialismus?
Jährlich am 27. Nissan (in diesem Jahr am 08. April 2021) findet der nationale Holocaust Gedenktag – Yom Hashoa -  in Israel statt. Sirenen ertönen und Israel steht für zwei Minuten still, um an die Opfer der Shoah zu erinnern. Aber das ganze Jahr über ist das Gedenken in Israel besonders präsent – nicht zuletzt auch durch das Museum Yad Vashem in Jerusalem. (3)
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