Dieses Künstlerbuch zeigt meinen gedanklichen und malerischen Prozess der ausgewählten 3 Werke für meine Werkpräsentation II im Fach Kunst an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Werkportfolio

Luka Marie Ziegler 2657908 Bildung im Sekundarbereich BA PO 2015 SoSe 2023

Ursprung meiner aufgelösten Malweise ist das Seminar "Figürliches Zeichnen" von Herr Vazansky. Dort entdeckte ich den lockeren, leichteren Pinselstrich, der sich durch das Malen mit der Schwachen Hand ergibt. Dabei fällt es mir einfacher mich auf die Form zu konzentrieren und ich setze intuitiv und dynamisch Farbflächen aneinander. Die versuchte präzise Pinselführung wird hinfällig und diese abgegebene Kontrolle schafft mir mehr Freiheit im zwangloseren Ausdruck. Die Farben im Vordergrund habe ich satt und kräftig gewählt, wie beispielsweise das Neon-Pink oder das Gelb. Den Hintergrund wiederum, habe ich in Braun und gedecktem Grün gehalten, welcher sich auch in den Vordergrund zieht und somit die Ebenen verbindet. Man könnte sagen, dass all diese Aspekte eine wandernde Blickführung schaffen, denn das Auge betrachtet zunächst detailliertere Stellen (beispielsweise die Brust) im Vordergrund und fokussiert die Figur im Spiegel. Je aufgelöster und gröber der Pinselstrich dann wird, desto weiter wandert der Blick in den Hintergrund. In meinem Bild entdecke ich lasierende Stellen, die die unteren Schichten hervorblitzen lassen, sowie pastose Farbflächen und auch einfach frei gelassenes Papier.

Künstlerische Entscheidungen werden getroffen Wie könnte es weitergehen? Für welche konkreten Zuschreibungen entscheide ich mich? Was an mir betrachte ich? Auf den Punkt: Ich versuche für einen Moment eine andere Version von mir zu sein, von der ich glaube, sie wäre nicht Ich. Ich als reiner Körper, ungezogen, frech, anzügig, vorlaut und sebstverliebt. Meine eigene Sexualität liegt auf Einmal im Fokus. Sexualität =&gt; Körperlichkeit =&gt; Akt

Luka Marie Ziegler "Ich 1", 2023 70cm x 100cm, Acryl auf Papier

Diese Variationen unterstützen die Bildkomposition und die Spannung im Bild, was dazu führt, dass Betrachtende das vermeintliche Gefühl erleben, immer wieder etwas Neues in dem Bild zu entdecken. Sowohl die Figur (mich), also auch den Hintergrund zeige ich abstrahiert. Dadurch sieht jeder womöglich andere Formen, Perspektiven und Ebenen. Auch kann ich mir vorstellen, dass die Fülle und das Bunte für manche Betrachtende etwas unruhig und die teilweise überladend wirken kann.

Künstlerische Gedanken &amp; Fragestellungen

Es erstaunt mich, dass wir Menschen anscheinend einen großen Anteil in uns tragen, der uns nicht bekannt ist, aber anderen auffällt… das sind also diese „blinden Flecken“. Selbst betrachtet man die eigene Person möglicherweise durch einen bestimmte Brille. Damit meine ich, dass man sich selbst am Außen orientiert und dabei das eigene Bild mit einem noch eigeneren Wunschbild (geprägt durch individuelle Erfahrungen, Fähigkeiten, Werte und Wünsche, …) abgleicht und sich so selbst einzuordnen versucht. Nach unserem Selbstbild fühlen, denken und handeln wir. Andere, fremde Perspektiven einzunehmen und sich für den Blick der Mitmenschen zu öffnen, bieten eine wunderbare Chance diese unbekannten Aspekte der eigenen Person kennenzulernen. Im der folgenden Dokumentation des Prozesses meiner 3 Werke, lerne ich mich also wieder neu kennen. Dabei nehme meinen Körper und mein Körpergefühl in den Fokus.

Diese anfänglichen Notizen und Überlegungen entstanden im Anschluss an Impulsfragen im Seminar von Frau Bauernschmitt mit dem Titel "Alles Konstruktion". Es ist der Versuch des Aufbrechens der eigenen Rollenzuschreibungen und das bewusste Einnehmen einer fremdwahrnehmenden Perspektive auf mich selbst und meinen Körper.

Luka Marie Ziegler "Ich 2", 2023 70cm x 100cm, Acryl auf Papier

Auch fertige ich malerische Skizzen an, welche auf kleinem Leinwandformat umsetze. Diese Acrylmalereien haben im Vergleich zu meinen Endwerken einen fragmentarischen Charakter. Es geht um Leerstellen und die lückenhafte Darstellung meines Körpers. Dabei male ich nur die für das Bild notwendigen Körperteile. Die satten, knalligen Farben schaffen einen kontrastierenden Effekt zu dem weißen, unberührten Leinwandstoff im Hintergrund.

Künstlerische Gedanken &amp; Fragestellungen............................................................................1 Künstlerische Entscheidungen werden getroffen.....................................................................6 Künstlerisches Erforschen......................................................................................................................8 Künstlerisches Arbeiten und Reflektieren................................................................................11 Ich 1................................................................................................................................................................12 Ich 2...............................................................................................................................................................15 Ich 3...............................................................................................................................................................17

Künstlerisches Arbeiten und Reflektieren

Sich selbst fremdwahrnehmen? Ein Widerspruch! Klingt unmöglich. Ich habe versucht das Gegenteil zu denken, was ich sonst denke. Später habe ich auch das Gegenteil getan, was ich sonst tue und ich habe mich dabei gefühlt wie ich es vorher nie tat.

Gedanken und Reflexion zum Werk "Ich 2"

Das zuvor Erwähnte gilt auch für diese Malerei, die ich unmittelbar danach anfertigte. Hier tauchen eher Rosa, Lila und ein paar blaue Akzente auf. Diese "fleischigen" Farben unterstreichen die starke Körperlichkeit meines zweiten Bildes. Aus erhöhter Perspektive blickt der Betrachtende auf die liegende, nackte Figur. Fokus liegt hierbei auf der Hand links im Bild, die expressiv eine Greifbewegung in die linke Brust macht. Kopf- und Schulterpartie fallen aus dem unteren Bildrand heraus, um die Blickrichtung zu "Brüste in Hände" zu lenken. Die diagonal angewinkelten Beine führen den Blick dann dynamisch weiter in den Mittel- und Hintergrund. Diese Bildpartie ist im Gegensatz zum Vordergrund mit gröberen Pinselstrichen und in schlichten Farben gedeckt. Das Licht kommt aus der rechten oberen Ecke im Bild, wobei sich ein tiefer dunkler Schatten über die linke Bildhälfte wirft, um den erwähnten Kontrast zu unterstreichen.

Wie aufregend! Es scheint also nicht festgeschrieben zu sein wer ich bin. Welche "Ichs" trage ich in mir? Wer/ wie viele will ich sein? Wie habe ich mich noch nie gesehen?

Das Timing spielte mir in die Karten und ich bekam die Möglichkeit meine Akt-Idee sofort in der Malerei umzusetzen. Malerei - Eine klassische Gattung der bildenden Kunst. (Wie jedes Semester) besuchte ich die "Fortführende Malerei" von Frau Gehrmeyer-Kihm. Ich war sehr dankbar für ihre künstlerische Expertise und ihre hilfreichen malerischen Impulse. Dieses vertraute Medium der Malerei gab mir das Gefühl von Sicherheit und Selbstvertrauen, während mir das Thema alles Andere als vertraut war.

Gedanken und Reflexion zum Werk "Ich 3"

Mein drittes und letztes Werk unterscheidet sich von den anderen zwei. So betrachte man zum einen die gewählten Farben, die sich fast alle aus der Mischung mit unbunten Farben ergeben. Der zarte Rosaton setzt sich über die verschiedenen Graustufen im Hintergrund und markiert somit die nackte, fragmentarische Figur im Vordergrund. Der Blickpunkt fliegt direkt in die linke Bildhälfte, in welcher sich die Figur an den linken Bildrand zu lehnen scheint. Im Fokus liegt der angespannte Körper, dessen Kopf und Arme vergebens zu finden sind. Der Blick des Betrachtenden wandert den Körper hinab, bis hin zu den Oberschenkeln, welche rote Farbakzente aufweisen. Überschlägt die Figur ihre Beine? Die genaue Pose öffnet einen Interpretationsspielraum. Dieser Spielraum wird auch in verschiedenen Bildpartien deutlich. So gibt es Stellen im Bild, die von jeglicher Farbe unberührt sind, während andere Ausschnitte einen deckenden, pastosen Farbauftrag zeigen. Im Gegensatz zu den ersten zwei Bildern, öffnet sich diese Figur. Die stumpfen Farben und der ausgelöste Pinselstrich tragen dazu bei, dass die Figur so leicht und losgelöst scheint.

...es wird bunter. Bevor ich meine Idee nun malerisch umsetzen würde, fragte ich eine Freundin, ob sie bereit wäre Bilder von mir zu schießen... nackt. Es hat uns schon ein wenig Überwindung gekostet, doch während des Shootings wurde mir schnell klar, das dieses spielerische Bildersammeln, ein großer Bestandteil meiner künstlerischen Forschung war. Ich verließ meine Komfortzone und schlüpfte in meinem Körper in eine andere mentale fremde Version von mir selbst. Während der fotografischen Dokumentation fühlte ich die Attribute, die ich zuvor sammelte, ließ mich vollkommen fallen und gab mich der neuen Rolle und meinem Körper hin. Spontan warf ich mich in Posen auf dem Boden und am Spiegel, die ungeplant und im Affekt entstanden.

Künstlerisches Erforschen

Aus meiner Bildersammlung entnehme ich Ausschnitte von den Fotografien und setze diese kompositorisch ins Bildformat. Ich nähere mich meiner Bildentscheidung an, indem ich diese Kohlezeichnungen anfertige.

Luka Marie Ziegler "Ich 3", 2023 70cm x 100cm, Acryl auf Papier