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26+x-Objekte - Das Originalbuch mit den SuS-Ergebnissen

by Oliver Voß und die 8b/9b

Cover

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26
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+x
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Deutschland auf dem Weg
zum Nationalstaat
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OBJEKTE
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entstanden in den
Coronaschuljahren
2020/21 und 2021/22
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KLASSE 8b
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Ein Buchprojekt zum Thema
Leitung: Oliver Voß
Das „lange“ 19. Jahrhundert
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der Klasse 8/9b
INTERPRETATION
Das Lied der Deutschen



Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!









Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!



Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!
Die problematische erste Strophe

Die erste Strophe des Liedes wurde und wird immer wieder, manchmal ganz bewusst und wissentlich falsch interpretiert. Kritiker verbinden mit den ersten beiden Zeilen deutsche Überheblichkeit, Arroganz, Aggression, Weltmachtstreben. Daran haben die Nationalsozialisten einen großen Anteil, denn - falsch gedeutet - passen Hoffmann von Fallersleben Zeilen gut zu Gewaltideologie der Nationalsozialisten mit ihren Expansionsdrang.
Gemeint war ursprünglich aber etwas ganz anderes: Von 1815 bis 1966 existierten statt eines Staates, in dem alle Deutschen - was immer das auch war - zusammenlebten, viele Dutzende nur lose zusammenhängende Einzelstaaten. Einen Nationalstaat wie in Frankreich gab es in "Deutschland" nicht. Man suchte also nach Gemeinsamkeiten der Württemberger, Preußen, Hessen, Bayern usw. Somit ist das "Deutschlied" eigentlich der Ausdruck der Suche Hoffmanns nach einem nicht existierenden Vaterland, ein Gefühl, das damals viele Menschen mit ihm teilten.
Es ist ein Appell, alles dafür zu tun ("über alles"), dass die Deutschen sich zusammenschließen sollen: für Brüderlichkeit, Einigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit.
aus: "Einigkeit und Recht und Freiheit" - 175 Jahre "Lied der Deutschen". DW v. 26.08.2016
(https://www.dw.com/de/einigkeit-und-recht-und-freiheit-175-jahre-lied-der-deutschen/a-19491800, abgerufen am: 24.3.2021)

Die 2. Strophe:
inhaltlich völlig vernachlässigenswert; sie machte aus dem Lied zunächst ein Sauflied für die studentischen Burschenschaften im 19. Jahrhundert. Heute wirkt sie kitschig und steht kaum für ein modernes Deutschland.
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Die 3. Strophe, die heute die Nationalhymne der Deutschen bildet:

„,Des Glückes Unterpfand‘ heißt es in der Hymne altmodisch. Aber wenn man es sich anschaut, was Unterpfand bedeutet, entdeckt man etwas Grundlegendes, und - ja - Überraschendes: Das Unterpfand ist - der Gesellschaft für deutsche Sprache zufolge - eine Garantie. Das individuelle Glück kann sich nur entfalten, wenn Einigkeit und Recht und Freiheit garantiert sind. Was für eine Ansage! Was für ein Versprechen! Denn Denn Rechte und Formen der Staatlichkeit, ja selbst der Nation - sind eben nicht Selbstzweck, sondern sie sind die Bedingung für das Lebensglück der Menschen [...] Das Gemeinsame steht im Dienste jedes einzelnen.“ (Robert Habeck)
1. "Was soll das?" - Zur Planung
unseres Unterrichtvorhabens
Heinrich Hoffmann von Fallersleben und das "Lied der Deutschen"
von Oliver Voß
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2. "Deutschland?
Aber wo liegt es?"
Deutschland vor Napoleon
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INFOTEXT I:
Der Texter - August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 in Fallerleben - 1874 in Corvey )

Professor für Germanistik, Dichter und Sammler alter Schriften, als Professor entlassen, weil er für ein einheitliches, liberales Deutschland eingetreten war, Entzug der preußischen Staatsbürgerschaft und Verweis auf dem Land; irrte dann quer durch „Deutschland“ und wohnte bei Freunden; ab 1841 nach Helgoland, damals britisch, zurück-
gezogen. Dort Dichtung des "Liedes
der Deutschen“
auf die Melodie von
Joseph Haydns
„Kaiserquartetts“
für Kaiser Franz II.
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INFOTEXT II:
Geschichte des „Liedes der Deutschen“

„Das Lied der Deutschen“ fand nach seiner Dichtung auf der musikalischen Grundlage des „Kaiserquartetts“ keine Verbreitung in „Deutschland“.
Erstmals öffentlich vorgetragen wurde es 1890 auf Helgoland anlässlich des Anschlusses der vormals britischen Insel an das Deutsche Reich.
Verbreitung fand es dann nach 1901, als der Kaiser des Deutschen Reiches, Wilhelm II., einer Aufführung des Liedes beiwohnte. Im nachfolgenden Jahrzehnt wurde es sehr populär.
Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde gerade die erste Strophe ("Deutschland, Deutschland über alles") oft gesungen, vor allem junge Soldaten sollen dieses Lied kurz vor ihrem Tod auf dem Schlachtfeld gesungen haben und begründeten so den "Langemarck-Mythos".
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges stand die Entscheidung für eine Nationalhymne nicht im Vordergrund; erst 1922 entschied man sich in der Weimarer Republik (1919-1933) für das "Lied der Deutschen" als Nationalhymne.
Im Nationalsozialismus (1933-1945) sang man nur noch die erste Strophe und verband diese mit dem SA-Lied, dem sog. Horst-Wessel-Lied, zu einer "Doppelhymne".
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-45) wurde die Nationalhymne zunächst von den Siegermächten, genauer: vom Alliierten Kontrollrat, verboten, auch, weil sie viele Verbrechen der Nationalsozialisten und der Reichswehr oft musikalisch begleitet hatte.
In der Nachkriegszeit - nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) - fehlte bei gemeinsamen Veranstaltungen eine
Nationalhymne, nach dem endgültigen Bruch produzierte
die DDR eine eigene Nationalhymne,
die "Auferstanden aus Ruinen" hieß.
In der Bundesrepublik gab es wegen einer fehlenden Hymne viele peinliche Szenen bei Staatsbesuchen. So wurde einmal das Karnelvalslied
"Heidewitzka, Herr Kapitän"
oder das Lied
"Wir sind die Eingeborenen
von Trizonesien" gespielt.
Aus diesem Grund vereinbarte der erste Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer (1949-63) mit dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1949-59), die dritte Strophe des "Deutschlandliedes" als Nationalhymne zu verwenden, nachdem eine Neukomposition krachend gescheitert war. Die Diskussionen um eine westdeutsche Hymne gingen aber weiter und der Streit entzündete sich vor allem an der ersten Strophe, die von vielen Deutschen zu offiziellen und inoffiziellen Anlässen immer wieder intoniert wurde. Verboten war sie freilich nicht, aber ihr Inhalt ein Anlass zu großen Missverständnissen und Aufregung über Deutschlands Rolle in der Welt.
Seit der Wiedervereinigung 1990 erklingt die dritte Strophe als gesamtdeutsche Hymne, wiederum eine Vereinbarung zwischen Kanzler Helmut Kohl (1982-98) und dem Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1984-94).
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