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Frauen in Uniform und Trikot

by Katharina Sambeth

Pages 6 and 7 of 21

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Crossdressing im Laufe der Geschichte
Thomas Jander

"[...] Ab 1900 sammelte und veröffentlichte der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld Zeitungsmeldungen zu Personen, die in der Kleidung des jeweils anderen Geschlechts öffentlich auftraten. Daraus verfasste Hirschfeld 1910 ein Buch mit dem Titel "Die Transvestiten" und setzte sich darin nicht nur erstmals systematisch mit diesem Phänomen auseinander, sondern prägte auch den dann lange gebräuchlichen Begriff "Transvestitismus“. Obwohl Hirschfeld zahlreiche Fälle aufführte, beschrieb er nur eine einzige Frau. Für diese aber schrieb er als Erste ein medizinisches Gutachten, das den Berliner Polizeipräsidenten bewog, ihr das Tragen von Männerkleidern in der Öffentlichkeit, was sonst immer wieder zu Verhaftungen und Anklagen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses führte, per Bescheinigung zu genehmigen.
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Hirschfeld und seine Kolleg*innen am Institut für Sexualwissenschaft schrieben später viele dieser Gutachten, auf die örtliche Polizeistellen dann sogenannte Transvestitenscheine ausstellten. Sie ermöglichten das unbehelligte Tragen der jeweils richtigen Kleider und schufen so im frühen 20. Jahrhundert einen Ausweg aus der jahrhundertelangen Kriminalisierung von Transvestitismus und Crossdressing – zumindest vorläufig. [...] Weibliches Crossdressing war, ein europäisches Phänomen, das im 15. und 16. Jahrhundert vermehrt in den Quellen, vor allem in Justizüberlieferungen der letzten 500 Jahre, auftaucht und im 19. Jahrhundert wieder verschwindet. Es sind dabei immer ähnliche Geschichten von Frauen, die zeitweise oder dauerhaft als Männer, oft mit anderen Frauen in einer eheähnlichen Beziehung oder richtigen Ehe lebten, bis sie entdeckt, angeklagt, verurteilt und auch hingerichtet wurden.