Das wunderbare Erzählbuch

Inhaltsverzeichnis

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Die Schaukel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Wer ist Olaf? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Einmal im Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .

"Dir werde ich es schon zeigen!" . . . . . . . .

Nebel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Unvergängliche Liebe. . . . . . . . . . . . . . . . . .

Voll vernebelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Marterholz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Der einsame Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Geheimnisse der Tiefe . . . . . . . . . . . . . . . . .

"Ich weiß es nicht!". . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ich und mein Holz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Freies Schreiben

"Am Anfang war das Wort", so beginnt das Johannesevangelium im zweiten Teil der Bibel seine Jesusgeschichte. Und auch der Schöpfungsbericht im ersten Teil der Bibel beginnt mit dem "Wort": durch sein Wort erschafft Gott die Welt.

Wir verwenden jeden Tag hunderte, tausende Worte. Scheinbar hat Gott diese Möglichkeit des Erschaffens nicht für sich behalten. Mit unseren Worten schaffen wir Verbindung, wir tauschen uns aus, geben Informationen weiter, steuern Maschinen oder geben unseren Gefühlen Ausdruck.

Vielleicht sind wir dadurch Mensch, dass wir die Sprache haben: ob hörend, lesend oder auch als Gebärde oder auch nur durch einen Blick.

Als Kind wächst man in eine (oder mehrere) Sprache(n) hinein, wächst mit ihr oder mit ihnen auf. Sprache bildet die Persönlichkeit, und schon die kleinen Persönlichkeiten bilden Sprache. Stellen Fragen, geben Antworten, kreiren eigenwillige Sätze, erfinden Worte. Erfinden Geschichten. Phantasiewelten.

Einfach mal anfangen ...

Lust an der Sprache ist wie ein guter Boden, auf dem die schönsten Blumen gedeihen. Ordentlich gießen und die Sonne darauf scheinen lassen! Und den Duft und die Farben genießen.

Ein wenig davon hat die TZA-Klasse im Fach Deutsch getan. Sie hat sich Zeit genommen, Eindrücke gesammelt und frei und inspiriert zum Ausdruck gebracht hat. So sind diese kleinen Geschichten rund um die KeLaRo entstanden; frei, zwecklos, aber immer schön.
Horst Quirmbach

Die Schaukel

„Oh, schau mal, da oben im Baum“, sagt Lotta, die Freundin von Thea. „Warum hängt eine Kinderschaukel so hoch?“, fragt Thea. Sie ist sechs Jahre alt und spielt gerne mit ihren kleineren Geschwistern: Moni, Leander und Tobi.

Im Garten ihres Elternhauses hängt auch so eine Holz-Schaukel mit einem Gitter rings herum als Schutz. Nur noch Tobi passt da rein. Er klappert immer mit den Hölzern, wenn er weiter angeschubst werden will. Moni kommt dann und schubst ihn an, bis sie keine Lust mehr hat.
Leander spielt derweil im Sandkasten. Er baut eine Sandburg für seine Spielzeugritter.
Warum hängt eine Kinderschaukel mit den Klapperhölzern also so hoch?

Die Hölzer sind schon ganz grün vom Moos. Die Fichte, an der sie befestigt ist, muss schon viele Jahre an diesem Ort stehen. Soll die Schaukel jetzt ein Vogelhäuschen darstellen? Oder ist sie hochgezogen worden, damit kein vorbeilaufendes Kind darauf schaukelt?

Einmal, erinnert sich Thea, ist sie aus der Schaukel in ihrem Garten gefallen.

Versteckt im Baum - man muss schon genau hinsehen

Sie hat noch nicht richtig gesessen und ihr Kindergartenfreund August hat sie schon angeschubst. Der Boden war trotz des Grases darunter hart, so hart. Theas Po hatte danach blaue Flecken und ihr war auch ein bisschen schwindlig.

Die grün bemooste Schaukel hängt in einem Vorgarten mit einem alten, verwunschenen Häuschen. Aus dem Haus tritt im selben Moment eine alte Frau. Ihr Haar ist schlohweiß und sie geht sehr gebeugt.

„Hallo, was steht ihr da rum?“, fragt sie Lotta und Thea. „Wir wollen wissen, warum die Schaukel so weit oben hängt, so kann keiner schaukeln.“ „Soll auch keiner“, sagt die Frau. „Aber...“ erwidern die Kinder gleichzeitig. Aber da ist sie auch schon wieder in ihrem Haus verschwunden. Dämmriges Licht scheint hinter dem Vorhang. Unkraut wächst am Wegesrand und eine löchrige Gießkanne liegt neben einem alten Brunnen.

"Aber da ist sie auch schon wieder in ihrem Haus verschwunden. Dämmriges Licht scheint hinter dem Vorhang."

Die Kinder gehen nach Hause. Im Neubaugebiet spielen viele Kinder auf der Straße, aber Thea und Lotta gehen nach Hause. Sechs Uhr gibt es immer Abendbrot. „Tschüss, bis morgen“, verabschieden sie sich an der Ecke der Straße. Am nächsten Tag treffen sie sich wieder und gehen zum Spielplatz an der alten Schaukel vorbei. Eine Meise hüpft darauf herum. Sie pickt Fichtensamen von der Sitzfläche. Thea und Lotta sind von dem Anblick des kleinen Vogels fasziniert. Trotz des leichten Vibrierens der Schaukel fällt das Meischen nicht herunter.