OER - 5 Kernkonzepte und Schlüsselfragen der Media Literacy

Hier sind nochmals die 5 Kernkonzepte und Schlüsselfragen zusammengefasst:

Jeder Medieninhalt ist konstruiert. Wer hat die Nachricht bzw. den Medieninhalt erstellt?

Die Konstruktion von Medieninhalten folgt eigenen kreativen und kommunikativen Regeln. Welche kreativen Technologien wurden verwendet, um meine Aufmerksamkeit zu erregen?

Unterschiedliche Menschen erleben Medieninhalte auf unterschiedliche Art und Weise. Verstehen andere Adressaten denselben Medieninhalt auf andere Weise?

Medieninhalte liegen immer gewisse Werte und Sichtweisen zugrunde. Welche Werte und Sichtweisen werden neben den eigentlichen Medieninhalt vermittelt?

Fast alle Medieninhalte werden erstellt und verbreitet, um daraus Profit zu ziehen. Warum wird dieser Medieninhalt verbreitet?

Die eben vorgestellten 5 Kernkonzepte und Schlüsselfragen zur Reflexion von Medieninhalten funktionieren nicht nur bei Videos, sondern können auf alle anderen Medien wie etwa Zeitungsartikel, Blogbeiträge, Fotos, Animationen, Werbung, Podcasts und weitere Medienarten angewendet werden.

Sophie möchte ausgehend von diesen Überlegungen herausfinden, welche Emotionen bei ihr durch das Video angesprochen werden. Dafür betrachtet sie die eingesetzten kreativen Technologien und fragt sich, durch welche Mittel – wie z.B. durch die musikalische Untermalung – ihre Aufmerksamkeit erregt wird. In dem gesehenen Video nimmt sie erst jetzt unter anderem eine dramatische Hintergrundmelodie als solche bewusst wahr. Daraufhin stellt sie Vermutungen darüber an, welches Ziel das Video insgesamt verfolgen könnte.

Drittens legt Sophie den Fokus auf die „Rezipierenden“ – also auf sich selbst. Als Zuschauer erlebt man Medieninhalte aber natürlich auf unterschiedliche Art und Weise, denn der Konsum von Medieninhalten geht beim Rezipierenden mit einem ständigen Abgleich mit vorangegangenen Erfahrungen, dem Alter, dem Geschlecht, der Bildung, der kulturellen Prägung und dem Vorwissen einher. Da diese Interpretationen individuell verschieden ausfallen, gibt es keine einheitliche oder einzig richtige Aufnahme eines Medieninhaltes.

Zuletzt fokussiert sich Sophie auf die "Intention", mit der das Medienprodukt - in diesem Fall das Video - erstellt wurde. Sie ruft sich dazu in Erinnerung, dass fast alle Medieninhalte letztendlich produziert und verbreitet werden, um daraus Profit zu ziehen. Insofern überlegt Sophie, ob der Medieninhalt von einem Unternehmen oder einer Einzelperson bezahlt wird. Schließlich gibt es durchaus Medieninhalte mit politischen Intentionen, die die Meinung der Rezipierenden beeinflussen und in eine gewünschte Richtung lenken sollen. Auch kommen Medieninhalte vor mit der Intention, Angst oder Wut auf ein spezielles Ereignis oder eine Personengruppe zu wecken.

Insofern reflektiert Sophie, welche Werte und Sichtweisen über den Medieninhalt vermittelt werden als auch welche Ideen und Perspektiven ausgelassen werden, um sich den Medieninhalt transparent zu machen. Deshalb fragt sie sich, ob irgendwelche politische oder wirtschaftliche Intentionen hinter der Botschaft des Videos verborgen sind und wer wird mit dem Medieninhalt primär angesprochen werden soll.

Das ist Sophie. Sie sieht sich gerade ein Video zum Thema „Klimawandel“ an. Um das Gesehene und Gehörte richtig einordnen zu können, stellt sie sich die fünf Schlüsselfragen der „Media Literacy“.

<a href="https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de">https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de</a>

Diese OER wurde im Rahmen von SKILL.de an der Universität Passau erstellt.

Als Vorletztes macht sich Sophie Gedanken bezüglich des „Inhalts“. Sie weiß bereits, dass Medieninhalte immer auf gewissen Werten und Sichtweisen basieren, da bei der Konstruktion von Medieninhalten subjektive bzw. wertorientierte Entscheidungen getroffen werden. Diese spiegeln die Standpunkte derjenigen wider, die sie konstruieren. Auch Nachrichten sind nicht wertfrei, da die Selektion, Reihenfolge und Länge von Informationen und Bildern von jemandem bestimmt wird. Somit gibt es keine wertfreien Medieninhalte, da alle Medien subtile Botschaften darüber enthalten, wer und was wichtig sowie wer und was unwichtig ist. Zusätzlich können Mainstream-Medien das bestehende soziale System verstärken und bestätigen, indem weniger populäre oder neue Inhalte selten dargestellt werden und veraltete bzw. etablierte Annahmen bestehende Stereotypen aufrecht halten.

Vor diesem Hintergrund stellt sich Sophie die Frage, warum dieser Medieninhalt überhaupt verbreitet wird. Welches Motiv oder welche Absicht verfolgt also das gerade gesehene Video? Wer profitiert von dessen Botschaft? Ist es ein Medieninhalt mit Werbung? Sophie beantwortet sich diese Fragen dahingehend, dass es sich um ein ergänzendes Video zur geologischen Zeitschrift, das Interesse am Thema Klimawandel wecken soll, handelt. Auch kommt sie zu dem Schluss, dass es zum Kauf des Magazins für den Erhalt weiterer Informationen anregen soll.&nbsp;

Der erste Punkt, mit dem sich Sophie nach dem gerade gesehenen Video beschäftigt, ist die „Urheberschaft“. Denn kein Medienprodukt ist neutral, jegliche Medieninhalte werden von irgendjemand konstruiert und sind auch deshalb zweckorientiert. Dabei werden Medieninhalte so gestaltet, dass sie für die Rezipierenden so authentisch wie möglich erscheinen. So werden für jeden Inhalt gezielte Entscheidungen getroffen; beispielsweise werden Bilder bewusst ausgewählt, aber auch bewusst außen vor gelassen. Rezipierende sehen, lesen oder hören insofern nur die Inhalte, die von Autor*innen für den Medieninhalt ausgewählt wurden.

› Medieninhalte basieren auf Werten und Sichtweisen › Bei der Konstruktion von Medieninhalten werden subjektive bzw. wertorientierte Entscheidungen getroffen › Die Entscheidungen spiegeln die Standpunkte derjenigen wider, die sie konstruieren › Es gibt keine wertfreien Medieninhalte › Mainstream-Medien verstärken das bestehende soziale System › Weniger populäre oder neue Inhalte selten dargestellt › Veraltete bzw. etablierte Annahmen halten bestehende Stereotypen aufrecht

In einem zweiten Schritt betrachtet Sophie das mediale „Format“. In diesem Zusammenhang bezieht sie mit ein, dass die Konstruktion von Medieninhalten eigenen kreativen und kommunikativen Regeln folgt, wodurch der zu vermittelnde Inhalt beeinflusst wird. Der Einsatz von kreativen Technologien umfasst unter anderem Farben, Wörter, Geräusche, Stille, Kleidung, Bewegung, Größe, Kameraperspektive, Lichtverhältnisse und Besetzung. Die Gestaltung von Medieninhalten soll nämlich bei den Rezipierenden gewisse Gefühle und Emotionen auslösen. Die Inhalte sprechen so gestaltet also bestimmte Gemütsregungen an; beispielsweise wird Angst durch eine schaurige Musik erzeugt. Auch kann die Bedeutung von Bildern durch unterschiedliche Kameraperspektiven und Lichtverhältnisse beeinflusst werden.

› Fast alle Medieninhalte sind auf Profit aus › Wird der Inhalt von einem Unternehmen oder einer Person bezahlt? › Medieninhalte mit politischen oder ideologischen Intentionen

 › Meinung von Rezipierenden beeinflussen

› Einsatz von kreativen Technologien › Auslösung von bestimmten Gefühlen und Emotionen

› Farben, Wörter, Geräusche, Stille, Kleidung, Bewegung, Größe, Kameraperspektive, Lichtverhältnisse, Besetzung …

5 Kernkonzepte und Schlüsselfragen der Media Literacy

OER-Baustein im Bereich "Information and Media Literacy"

Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft der Universität Passau am Projekt Skill.de

Center for Media Literacy. (2005). Five Key Questions That Can Change the World. Zugriff am 01.06.2022. Verfügbar unter https://www.medialit.org/sites/default/files/5KQ%20ClassroomGuide_1.pdf

Aus diesem Grund fragt sich Sophie also völlig zurecht, ob unterschiedliche Adressat*innen denselben Medieninhalt anders auslegen können. Hierbei findet sie zudem interessant, inwiefern das Dargestellte auch noch anders gedeutet werden kann. Sophie vermutet, dass jüngere Menschen, die von den Folgen des Klimawandels stärker betroffen sein werden, den Inhalt auf eine andere Weise wahrnehmen als ältere Menschen.

› Medieninhalte sind nicht neutral › Medieninhalte sind konstruiert und zweckorientiert › Medieninhalte erscheinen natürlich

Weil Sophie um diese Zusammenhänge weiß, fragt sie sich zuerst, wer den Medieninhalt erstellt hat und ob es sich dabei zweitens auch um eine seriöse Quelle handelt. Weiterhin denkt sie darüber nach, welche Informationen ausgewählt und welche evtl. weggelassen wurden. In der Folge recherchiert sie, dass das Video auf dem offiziellen Kanal einer Zeitschrift für geologische Themen gepostet wurde, und daraus schlussfolgert sie, dass sie der Quelle höchstwahrscheinlich vertrauen kann. Dennoch überlegt Sophie, welche Inhalte in dem Video fehlen könnten.

Dieses Book stellt 5 Kernkonzepte und Schlüsselfragen der Media Literacy, einem weiteren Ansatz für Medienkompetenz, vor. Die 5 Punkte sollen dazu dienen, sich in der mediatisierten Welt auf eine reflektierte Art und Weise mit Medieninhalten auseinanderzusetzen. Steigen wir mit einem leicht vorstellbaren Beispiel ein.

› Rezipierende erleben Medieninhalte auf unterschiedliche Art und Weise › Konsum abhängig von Erfahrungen, Alter, Geschlecht, Bildung, kulturelle Prägung und dem Vorwissen › Durch individuelle Interpretationen gibt es keine einheitliche oder einzig richtige Aufnahme eines Medieninhaltes

› Wahrnehmung fällt für jedes Individuum anders aus

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