3: Clara Delfini und die wilde Meerjungfrau

Aleyna - 4b

Es war brütend heiß. Kein noch so kleiner Windhauch kräuselte die bleigraue Meeresoberfläche. Lustlos kugelten sich Clara und ihre beiden Brüder Malin und Farin sich die schönsten Perlen zu. Selbst die sonst so lebhaften Zwillinge mochten kaum eine Flosse heben. „Man – wenn das so weitergeht, werden wir hier im Meer zu Fischsuppe gekocht“, maulte Malin. „Ich schmelze gleich“, jammerte Farin. Clara wollte ihre Brüder zuerst korrigieren, dass sie 1. keine Fische waren, also nicht zu einer Fischsuppe verkocht werden konnten und dass sie 2. nicht aus Eis bestanden, also nicht schmelzen konnten... Das ließ sie dann aber sein, da es viiieel zu anstrengend gewesen wäre. Statt dessen seufzte sie zum... wievielten Mal an diesem Tag? Langsam verlor sie sämtliches Zeitgefühl.

Mit einem Blick zur Seite sah sie, dass selbst ihr bester Freund Norman,
ein kleiner Seeigel (ICH BIN NICHT KLEIN!), schon alle Stacheln hängen ließ.
Es musste etwas geschehen!

Plötzlich sah sie vor ihrem inneren Auge einen Eisberg. Eis – das war es! Sie würde einen Ausflug in die Arktis machen! „Wir machen einen Ausflug zum Nordpol“, schlug sie den anderen vor. „Nee, lass mal“ winkten ihre kleinen Zwillingsbrüder ab. Nur Norman hatte noch die Energie zu japsen: „Ja, bitte, nimm mich mit!“

Arya - 3a

Langsam schwammen sie aus dem Mittelmeer und drehten hinter Gibraltar nach Norden ab. Je weiter sie der Küste Norwegens folgten, desto mehr wunderten sich Clara und Norman. Auch hier war das Meereswasser zu warm.

Kurz hinter Hammerfest im Norden Norwegens stellte sich ihnen ein Pottwal in den Weg. Er pulte lässig einige Tintenfischreste aus den Zähnen und nölte:

„Ihr kommt hier nicht durch!“

Clara versuchte, ihn erst links und dann rechts zu umschwimmen. Der Pottwal lachte nur schäbig: „Hähä – keine Chance!“

Arya - 3a

Da hörte Clara Normen leise murmeln: „Lass mich mal machen. Sag in 5 Minuten, er soll sich bloß nicht an den Felsen lehnen.“ Sie sah aus dem Augenwinkel, wie er leise seine Stacheln anlegte – und weg war er. Clara wunderte sich. Was hatte ihr kleiner Freund wohl vor? Aber wie Norman ihr gesagt hatte, rief sie dem Pottwal nach 5 Minuten zu: „Lehn dich bloß nicht an den Felsen!“ Da lachte der Pottwal selbstgefällig: „Von dir Makrele lass ich mir nichts sagen!“, und lehnte sich an den Felsen.

Das hätte er besser nicht gemacht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht jaulte er auf: „Auauau – das tut weh! Was hat mich da gestochen? Mama, wo bist du? Du musst pusten, es tut so weh! Auauau!“

Grinsend tauchte Norman wieder auf und meinte: „Wer nicht hören will, muss fühlen! Lässt du uns jetzt durch?“ „Auauau, ihr seid so gemein. Macht doch, was ihr wollt...Auauau...MAAAMA!“, und weg war er. Clara schaute Norman ungläubig an, schüttelte den Kopf und stellte fest: "Wale gibt’s... Man glaubt es nicht.“

Schnell schwammen sie weiter, da der Weg ja nun frei war.

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Kurz vor dem Nordpol hatten sie eine weitere sonderbare Begegnung – diesmal mit einer Meerjungfrau.

Sie hatte eine blaue, wild gelockte Haarmähne, in der glitzernde kleine Seesterne saßen.

Ayet - 4c

Oben sah sie wie ein Menschenmädchen aus, unten hatte sie einen flaschengrünen Fischschwanz mit einzelnen goldenen und orangen Schuppen. Eine lange Perlenkette baumelte an ihrem schlanken Hals. Eisblaue Augen starrten sie aus einem schmalen Gesicht an, als die kleine Meerjungfrau hinter einem Felsen auftauchte.

Lea-Marie 3a

Ohne abzuwarten begann die Nixe zu schimpfen und mit allem zu werfen:
Steine, Müll, der im Meer schwamm, empört schimpfende Miesmuscheln.
Es sah so aus, als wolle sie Clara und Norman verjagen.
Die kleine Meerjungfrau zeterte:

„Matschige Miesmuschel! Haut ab!“

„Wir habe dir doch gar nichts getan!“, ver-suchte es Clara freundlich.

„Stinkender Fischkopp! Halt den Rand und zieh Leine!“

Nun platzte Clara aber der Geduldsfaden: „Heiliger Klabautermann, jetzt reicht es mir aber! Sind denn alle verrückt geworden durch die Hitze? Was willst du von uns?“

„Lästiger Saugwurm, du sollst verschwinden...“

Lea-Marie 3a

Clara schaute Norman an, zuckte mit den Flossen und meinte: „Ich gebe auf! Lass uns nach Hause schwimmen. Hier ist es sowieso nicht viel kühler“ Die beiden drehten gerade um und waren noch keinen Meter weit gekommen, da hörten sie ein verzweifeltes Schluchzen: „Bleibt – ich habe es eigentlich nicht so gemeint!“ Ungläubig drehten sich die beiden Freunde um und fragten: „Du hast uns die ganze Zeit beschimpft und hast Steine und Muscheln und Müll nach uns geworfen. Und jetzt behauptest du, du hast es so nicht gemeint? Das musst du schon genauer erklären.“ Perlen statt Tränen kullerten aus den Augen der kleinen Meerjungfrau: „Ich heiße Marina und bin so verzweifelt!“ „Wir sind Clara und Norman. Können wir dir helfen?“

Marina schluckte, holte tief Luft und fragte zuerst: „Könnt ihr ein Geheimnis hüten?“ „Klar!", antworteten die beiden Freunde gleichzeitig. „Ich muss mich entschuldigen. Eigentlich bin ich gar nicht so wild. Ich will nur ein Geheimnis verstecken: Meerjungfrauen dürfen kein Herz haben, sagt mein Vater immer. Wir müssen mit unserem Gesang Seeleute ins Meer locken, so dass sie ertrinken.“ „Das ist ja fürchterlich, wie kann er das von dir verlangen?“ „Er sagt immer: Das war schon immer so. Basta! - Das kann ich aber nicht. Ich habe mich in einen Schiffsjungen verliebt. Er hat so wunderschöne blonde Locken und so traurige braune Augen. Ich habe ihn gerettet und auf einer geheimen Insel versteckt. Dort treffe ich mich immer heimlich mit ihm an einem Sandstrand. Und ich weiß nun nicht, wie ich ihm helfen kann.“

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