Sonderausgabe: Clara Delfini und der unbekannte Pirat

Es war ein wunderschöner Sommertag, als das Delfinmädchen Clara Delfini mal wieder in ihre Lieblingsbucht schwamm. Dort traf sie ihren besten Freund Norman, der Algenkekse mümmelnd auf einem dicken runden Felsen saß. Als Clara den komischen Felsen genauer betrachtete, fragte sie Norman: „Sag mal, weißt du eigentlich, worauf du da sitzt?“ „Wiefo?“, entgegnete der Seeigel schmatzend.
„Der Felsen ist pechschwarz und kugelrund, äußerst ungewöhnlich, meinst du nicht?“, stellte Clara fest. „Daf ift eine Schwaf-Fugel-Koralle.“

Berra - 3b/4b

Clara lachte: „Eine Schwarz-Kugel-Koralle? Davon habe ich ja noch nie gehört. Du machst wohl Witze. Das sieht eher aus wie.....“ Sie dachte nach. Plötzlich wurde sie kreidebleich um die Nasenspitze: „...wie eine Kanonenkugel.“

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Das erschrockene Delfinmädchen hatte den Satz kaum beendet, als sie ein donnerndes Geräusch aufschreckte. Das Meer verdunkelte sich. Gleichzeitig schauten die beiden Freunde nach oben: An der Meeresoberfläche war ein großer, bootsförmiger Schatten zu
sehen, der geradewegs auf Claras Zuhause zusteuerte. Dabei knallte es erneut, so dass alle Meeresbewohner in der Umgebung in Deckung schwammen. Norman standen vor Angst die Stacheln zu Berge und auch Clara zuckte erschrocken zusammen.

Sofort schnappte Clara Norman und wollte mit ihm davon sausen. Doch der zappelnde Seeigel protestierte lautstark: „Ruf doch schnell den Meeresgott, er hilft uns bestimmt!“ Clara rief so laut sie konnte: „Gott der sieben Meere, hilf uns!“ Nichts passierte. Norman dachte kurz nach und sprach: „Dreimal schwarze Nordseekrabbe.“ Zur Sicherheit wiederholte er es noch zweimal. Es blubberte und brodelte um die beiden Freunde herum, als der Meeresgott erschien. Mit gehetzter Stimme raunte er: „Ist ja gut, ist ja gut, ihr Zwei seid nicht die einzigen in den sieben Weltmeeren, die meine Hilfe benötigen. Was liegt denn an?“ Aufgeregt plapperten Clara und Norman durcheinander, doch der Meeresgott verstand schnell. „Mhm, das Boot soll ich aufhalten? Da brauche selbst ich ein wenig Hilfe. Und ich weiß auch schon genau, wer dafür infrage kommt.“

Lars - 3b/4b

Der Meeresgott begann sogleich mit seinem Zauber. Norman schaute seine Freundin fragend an, doch Clara wusste bereits Bescheid. Sie ahnte, dass der Meeresgott den Mondfisch Mancus zu Hilfe rufen würde. Der liebenswerte, riesige Mondfisch war Verkehrspolizist in Claras Bucht und hatte ihre beiden Brüder schon öfters nach Hause gebracht, weil sie die Schulkinder ärgerten. Mancus konnte wunderbar verirrte Pottwale davon abhalten, in eine Schulklasse zu krachen. Also konnte er bestimmt auch prima Boote stoppen.

Und so geschah es auch: Der herbeigerufene Meeresriese wusste genau, was zu tun war. Er schwamm einfach vor das Boot und bremste es mit seinem gewaltigen Körper aus. Der Meeresgott löste den Bootsanker, um sicher zu sein, dass das Boot nicht weiterfuhr.

Sobald das schaukelnde Ungetüm sich beruhigte, bedankten sich Clara und Norman bei dem Meeresgott und dem Mondfisch Mancus, der sich erleichtert auf den Weg zurück zur Arbeit machte: “Gern geschehen. Sagt Bescheid, wenn ihr mal wieder einen Bremsklotz braucht.“

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Clara und Norman schwammen an die Oberfläche, steckten die Köpfe aus dem Wasser und riefen lautstark nach dem Kapitän: „Äi, du da oben, hör' bitte auf zu schießen, sonst wird ja noch jemand verletzt!“

Vom Schiffsdeck ertönte eine entsetzte Stimme, die laut stammelte:
„Oh je, oh nein, geht es allen gut? Ich weiß doch selbst nicht, was hier los ist.“ Ein junger Mann erschien an der Reling. Sein auffälliges wildblondes Haar bedeckte nicht ganz die Klappe über seinem rechten Auge. Das schmale Gesicht trug eine lange Narbe auf der rechten Wange. Mit der einen Hand hielt er sich krampfhaft an der Reling fest. Statt seiner
linken Hand, ragte ein Holzhaken aus dem Ärmel, mit dem er hektisch fuchtelte. Norman konnte nicht aufhören auf das Hemd des beeindruckenden Mannes zu starren, das einen großen Totenkopf zeigte.

Nun wollten die Freunde aufgeregt wissen, wer er denn wäre und was er hier in ihrer Bucht machte.

Der immer noch etwas verstörte Mann erklärte: „Ich bin Jim, genauer gesagt Holzhaken Jim.“ „Gefürchteter Pirat der sieben Weltmeere“, fügte er lachend hinzu. „Na ja, nicht wirklich gefürchtet... Ich war auf Schatzsuche, als mein Boot auf einmal mit diesem Kanonen Schluckauf anfing, ganz von allein. Beim nervigen Klabautermann, ich glaub', hier spukt's.“ Gespannt lauschten Clara und Norman den Worten des Piratenkapitäns.

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Auf einmal bemerkte Norman flüchtig aus dem Augenwinkel, kleine rote Scheren, die aus dem Kanonenrohr ragten. Er brüllte hastig: „Ich glaub', er hat 'nen Knall...“ „Norman!“, ermahnte ihn Clara. „Nur weil du so klein bist, darfst du noch lange nicht so gemein sein!“ Norman plusterte sich auf: „Erstens, ICH BIN NICHT KLEIN! Zweitens: keinen Knall, einen Knallkrebs. Oder auch Pistolenkrebs genannt.“ Der Piraten-Jim brach in schallendes Gelächter aus: „Pistolenkrebs, haha, wie passend.“ Clara jedoch kannte die kleinen Gesellen, die nur zu gerne mit ihren Knallblasen angaben
und zu den großen Meeresfeiern ihre Knallkonzerte gaben. Sie hob Norman hoch, so dass er mit dem Knallkrebs im Kanonenrohr reden konnte. Er hörte ein leises Schluchzen, als er der Rohrmündung näher kam. Ein kleiner Knallkrebs kauerte hinten im dunklen Rohrschacht.

„Hey kleiner Freund...“ Sofort unterbrach ihn der Knallkrebs: „ICH BIN NICHT KLEIN!“ „Is' ja nicht wahr, das sage ich auch immer! Was machst du denn nur hier drin? Weißt du nicht, dass du alle in Gefahr bringst mit deiner Knallerei?“

Da brach der kleine Knaller in Tränen aus und erzählte seine traurige Geschichte: Dass er viel zu klein ist, um laut zu knallen. Dass die anderen Knallkrebse ihn immerzu auslachten und ihm fiese Namen gaben wie Knallfrosch oder Pistolenpusteblume. Das verstand Norman nur allzu gut und hatte Mitleid mit dem kleinen, ähm, gestreiften Kerl.

Ich bin ein Knallkrebs

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