Beitrag des Schlaun-Gymnasiums zur Münsteraner Schulaktionswoche "Denkmalanders" im Jubiläumsjahr "375 Jahre Westfälischer Frieden"

"Denkmalanders" Schlaun-Gymnasium

Abriss, Umgestaltung, Bewahrung? Wir entwickeln drei Positionen in der Debatte um den heutigen Umgang mit dem Kriegerdenkmal

(1) Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Denk-mal historisch!. . . . . . . . . . . . . . . . . (3) Denk-mal heute? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (4) Denk-mal anders! . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Der Zusatzkurs Geschichte (Q2) am Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium in Münster. Ein Projekt im Rahmen der Schulaktionswoche "Denkmalanders" im Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“ vom 7. bis 9. September 2023.

Foto abrufbar unter: https://www.skulptur-projekte-archiv.de/de-de/1997/projects/99/

Das&nbsp;Skulpturprojekt Münster im Jahr 1997 brachte eine bemerkenswerte Installation hervor, die sich unmittelbar in der Nähe des Ehrenmals am Mauritztor befand. Diese außergewöhnliche Arbeit bestand aus einem zylinderförmigen Gebilde, das aus einfachen Holzbohlen gefertigt war. Der zylinderförmige Aufbau hatte einen Durchmesser und eine Höhe, die ungefähr dem des Ehrenmals entsprachen. Doch seine Ähnlichkeit hörte dort auf. An den Holzbohlen des Zylinders befand sich oben Stacheldraht, der darauf abzielte, jeden davon abzuhalten, die Bohlen hochzuklettern und in das Innere zu blicken. Im Inneren dieses zylinderförmigen Holzgebildes, das so gar nicht zu einem traditionellen Ehrenmal passte, befand sich ein Kinderkarussell. Dabei handelte es sich um ein fröhliches, buntes Karussell, begleitet von Jahrmarktsmusik. Doch bei genauerem Hinhören konnte man erkennen, dass die Melodie dieser Musik die deutsche Nationalhymne war. Durch die Spalten des Zylinders war das Karussell ausschnitthaft zu erkennen, jedoch blieb es trotzdem weitgehend verborgen. Diese Installation war eine direkte Kritik am Ehrenmal am Mauritztor mit seiner heroischen Darstellung der preußischen Kriege und der Krieger im Dienste der Nation. Im Gegensatz zum Ehrenmal zeigte das Kunstwerk mit dem unbekannten Namen ein Kinderkarussell anstelle von Kriegern und versteckte es im Inneren eines zylinderförmigen Holzgebildes. Die Verwendung der deutschen Nationalhymne in Form von Jahrmarktsmusik und die Tatsache, dass sie im Inneren des Zylinders versteckt war, verdeutlichten die Botschaft, dass nationale Erinnerungen nicht mehr so ästhetisch und heroisch dargestellt werden sollten.

Gestalt und Aussage des Kriegerehrenmals am Mauritztor

"Das Kriegerschandmal sollte abgerissen werden!"

Die Debatte über das Kriegerdenkmal am Mauritztor in Münster ist von zahlreichen Argumenten geprägt, die für eine Entfernung des Denkmals sprechen. Ein besonders bedeutsames Argument ist die Sorge um die Glorifizierung des Krieges, die das Denkmal vermitteln könnte. Wir erleben derzeit die Rückkehr des Krieges nach Europa. Diplomatie und Frieden gelten als höchste Werte. Da erscheint die Bewahrung eines Denkmals, das Gewalt und militärische Konflikte in einem positiven Licht erscheinen lässt, schlichtweg unangebracht. Angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine gilt dies umso mehr. Ein weiteres Anliegen betrifft die potenzielle Förderung von Nationalismus und Extremismus. Das Denkmal kann extremistische Tendenzen in der Gesellschaft verstärken und zu einem Anlaufpunkt für Rechtsextremisten und Kriegstreiber werden. Außerdem ist es so, dass das Denkmal eine kritische Reflexion über die Kriege und Konflikte, die es ehrt, vermissen lässt. Die komplexen Ursachen und Auswirkungen von Kriegen werden verschleiert, was die Möglichkeit für Lernen und Verständnis stark einschränkt. Des Weiteren könnten Menschen mit Kriegserfahrungen an ihre Traumata erinnert und emotional verletzt werden. Deutschland ist heute für viele Menschen ohne Hoffnung in ihrem Herkunftsland (unter anderem auf Grund von Krieg), ein sicherer Zufluchtsort. Der mit dem Denkmal vermittelte „Kriegskult“ dürfte - nicht nur für Geflüchtete - verstörend wirken. Zudem ist erwähnenswert, dass Deutschland und Frankreich seit Jahrzehnten eine Freundschaft pflegen. Das Denkmal mit seiner Siegeserzählung und nationalen Übersteigerung wirkt als schroffer Gegensatz zur Europaidee, die in den benachbarten Schulen zum Lehrplan gehört. Zuletzt kann man sagen dass der Raum, den das Denkmal einnimmt, für eine zeitgemäßere Erinnerungskultur genutzt werden könnte. Dies würde die Schaffung von Gedenkstätten fördern, die den Fokus auf Frieden, Empathie, Verantwortung und Versöhnung legen. Wir haben bei der Entwicklung der Position auf folgende Ressourcen zurückgegriffen: https://muenstertube.wordpress.com/2020/05/28/linke-muenster-kritisiert-konzept-der-verwaltung-zum-zukuenftigen-umgang-mit-kriegerdenkmalen/

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Die Reliefs neben der zentralen Inschrift, Richtung Osten (links) und Westen (rechts)

Die Reliefs rechts und links neben der Inschrift zeigen Kampf und Sieg: Links ein zum Schwerthieb ausholender Mann - an Herkules erinnernd - mit einem Löwen an der Seite; rechts zur Landeshausseite: ein eine Löwin niederringender Hüne (eine Riesengestalt). Die Soldaten, die für den (Nord-)Deutschen Bund in den Krieg gezogen sind, werden hier als heldenhafte, tapfere Krieger mit quasi übermenschlichen Fähigkeiten dargestellt. Auf diese Weise werden sie als Ermöglicher der Gründung des Kaiserreichs verehrt.

Die feierliche Übergabe des Denkmals im Juli 1909: Ein städtisches Spektakel

Am 19.07.1909 wurde das Denkmal bei einer feierlichen Veranstaltung um 11 Uhr an die Stadt Münster, repräsentiert durch den Oberbürgermeister, übergeben. Anwesend waren die Spitze der Militär- und Zivilbehörden, eine Abordnung der Universität, die Abordnungen der höheren Lehranstalten und einfachen Volkschulen, militärische Vereine, das Denkmalkomitee sowie geladene Gäste. Vermutlich waren also auch Schüler unserer Schule, des Schlaun-Gymnasiums, anwesend. In einem Dreieck nahmen der Kriegerverein, der Verband der Kriegsfreiwilligen sowie Militärdeputationen der Kavallerie, Artillerie und des Trains Aufstellung. Ansprachen wurden von dem Vorsitzenden des Denkmalkomitees, Herrn Major Müller, und dem damaligen Oberbürgermeister, der das Denkmal für die Stadt entgegengenommen hat, Dr. Jungeblodt, gehalten. Die Infanteriekapelle spielte zur Feier den Choral „Lobe den Herrn“, die Beethovensche Hymne „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ und „Deutschland, Deutschland über alles“. Da das Denkmalkomitee keine offizielle Feier, sondern nur eine Übergabe veranstaltete, wollte der Kriegerverein die Übergabe zusätzlich mit einem großen "Kommers", also einem abendlichen Umtrunk, feiern. Hierzu eingeladen waren das Denkmalkomitee, von auswärtigen Militärvereinen entsandte Deputationen, alle Veteranen Münsters sowie alle am Ort bestehenden Militärvereine.

Die an die Reliefs gekuppelten Halbsäulen mündeten in vier vereinfachten Adlern, die ursprünglich auf dem Dach angebracht waren. Jeder der Adler hatte eine andere Kopfstellung. Durch die Größe und Bauart wirkt das Kriegerdenkmal sehr wuchtig und massig, und auch durch seine einfache Monumentalform ist es für eine ferne Betrachtung konzipiert. Es weicht von anderen Kriegerdenkmälern ab und erinnert an Werke klassischer und altchristlicher Baukunst, etwa wie das Thedorich-Grabmal von Ravenna. Am Fuße des Denkmal befand sich ein Sockel, zu dem ursprünglich eine Treppe hinaufführte. Auf der Vorderseite ist die Inschrift: „Zum Gedenken an die Kriege und Siege und die Neuerrichtung des Reichs“ eingraviert sowie die Daten der "Einigungskriege" (1864, 1870/71, 1866).&nbsp;&nbsp; Zur Beschreibung kunsthistorischen Einordnung des Denkmals haben wir auf historische Zeitungsartikel zurückgegriffen, die anlässlich der Einweihung und Übergabe an die Stadt Münster im Juli 1909 (vgl. etwa die Titelseite des Münsterischen Anzeigers vom 20.07.1909) erschienen sind. Auf die Zugriffsmöglichkeit unter <a href="https://zeitpunkt.nrw/">https://zeitpunkt.nrw/</a> sind wir durch das Stadtarchiv Münster aufmerksam geworden. Auch die auf den folgenden Seiten platzierte Detailanalyse der Reliefs haben wir mit diesen Quellen entwickelt.

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Die Reliefs in Richtung Mauritztor (Süden)

Die Reliefs zum Mauritztor stellen den Aufbruch zum Krieg dar. Auch hier werden Götter- und Heldengestalten aus der Mythologie bemüht. Auch hier wird den Soldaten der "Einigungskriege" somit ein übermenschlicher Heldencharakter zugesprochen. Sie wirken wie Helden in den klassischen Sagen des Altertums. Auf dem ersten, links, die "Kriegsfurie" mit einer Fackel in jeder Hand und ein in ruhiger Erwartung das Schwert fassender Mann. Das Relief daneben lässt eine Heldengestalt mit Fechthaube auf dem Gesicht und mit einem Löwenfell um den Lenden erkennen neben dem ein die Kriegstrompete blasender Jüngling steht.

Das Kriegerdenkmal am Mauritztor: Erste Annäherung

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Foto abrufbar unter: https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/kriege-1864-bis-1914/kriegerdenkmal-mauritztor (Fotograf: Fritz von Poblotzki, 2013)

„Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung!“ - Major Müller, Vorsitzender des Denkmalausschusses&nbsp;bei der feierlichen Übergabe des Denkmals an die Stadt am 19. Juli 1909 Das Kriegerdenkmal am Mauritztor, das seit 1909 an prominenter Stelle an der Münsteraner Promenade steht, soll an die "Einigungskriege" 1864, 1866 und 1870/71 erinnern. Das Denkmal wurde von einem extra eingerichteten Denkmalkomitee geplant und von der Stadt mit Geldern bezuschusst. Der Künstler des Kriegerdenkmals ist der Münsteraner Bildhauer Bernhard Frydag. Das Denkmal aus silbergrauem Muschelkalkstein mit einem Umfang von 23 Metern, einem Durchmesser von 5 Metern und einer Höhe von 6 Metern ist ein streng geschlossener Rundbau. Zwischen Blendnischen befinden sich sechs unterschiedliche Reliefgruppen, die Krieg und Sieg veranschaulichen sollen.&nbsp;

Die zeitgenössische Bedeutung und Wahrnehmung

Das Kriegerdenkmal solle Zeugnis von der Opferwilligkeit und der treuen Vaterlandsliebe der gefallenen Krieger in den "Einigungskriegen" ablegen, so zumindest wurde es vom Vorsitzenden des Denkmalkomitees beschrieben. Der Oberbürgermeister Münsters, Dr. Jungeblodt, betonte in seiner Rede bei den Übergabefeierlichkeiten: „So soll dies Denkmal, das in seiner wuchtigen und schlichten Einfachheit so recht deutscher Art und deutsche Kraft versinnbildet, der Jugend und den kommenden Geschlechtern ein immer neuer Ansporn sein, den Helden die für Deutschlands Ehre kämpften und starben, im edelsten Sinne nachzueifern.“ Die Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich wurden hierbei mit denen im Teutoburger Wald unter Hermann dem Cherusker gegen die Legionen Roms verglichen, indem die Kämpfer der "Einigungskriege" als direkte Ahnen und würdige Sprossen der germanischen Krieger charakterisiert wurden. Das Denkmal will also eine nationale Befreiungs- und Heldengeschichte fortschreiben. Sowohl das Denkmal als auch die Gestaltung der Übergabe an die Stadt zeigen hohen Stellenwert des Militärs im Kaiserreich, welches erst in Folge der drei genannten Kriege entstanden war. Der Zeitgeist macht deutlich, weshalb der Ausbruch des Ersten Weltkrieges an einigen Stellen durchaus bejubelt wurde.

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Die Reliefs oberhalb der zentralen Inschrift, Richtung Norden

Die beiden Reliefs über der Inschrift zeigen Trauer über die gefallenen Krieger: Zu sehen ist jeweils ein auf sein Schwert gestützter Krieger und eine sich schmerzvoll zu ihm neigende Frauengestalt. Auffällig ist, dass die im Kampf gestorbenen und nun betrauerten Soldaten keinesfalls als verwundete Opfer dastehen. Sie haben nichts von ihrer Stärke verloren. Der Tod erscheint als "natürliche" Seite des Krieges und Kriegerdaseins.

Denkmal-heute Zugleich haben wir uns gefragt, wie wir heute mit dem Ehrenmal umgehen können? Sollten wir das Denkmal als Zeichen seiner Zeit erhalten? Sollte es im Sinne einer heutigen Wahrnehmung und Interpretation zu einem Mahnmal umgestaltet werden? Oder wäre ein Abriss das richtige Zeichen für eine Befreiung von Kriegsromantik und unaufgeklärtem Heldentum? (vgl. Kapitel 3: Denkmal-heute). Denkmal-anders Unser Kurs hat eine eigene Idee zur Aneignung und Umdeutung des Denkmals entwickelt. Dem Motto der Projektwoche "Denkmalanders - 375 Jahre Westfälischer Frieden" folgend, haben wir Rückbezüge zum "verschwundenen" Friedensdenkmal am Kanonengraben hergestellt, das eben an den Westfälischen Frieden erinnern wollte. Wie wäre es, wenn fortan der Engel des abgerissenen Friedensdenkmals das Ehrenmal am Mauritztor krönen würde? Können wir so Geschichtszeichen erhalten und sie zugleich in ihrer Veränderungsfähigkeit und -notwendigkeit zeigen? (vgl. Kapitel 4: Denkmal-anders) Münster, im September 2023 Der Zusatzkurs Geschichte (Q2) am Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium

Denkmäler stehen überall in der Innenstadt. Sie erinnern an bestimmte Phänomene, Personen oder Ereignisse. Doch im Lauf der Zeit kommen sie selbst in die Jahre. Wir sollten sie als öffentliche Zeichen des Zeitgeistes verstehen. Und wir sollten sie - gerade weil sie öffentlich sind - auch anders, nämlich aus unseren heutigen Perspektiven, denken. Denkmal, Ehrenmal...Mahnmal? Denkmäler sind in Münster und anderen Städten sehr verbreitet. Bei einer Runde um die Promenade begegnen uns mindestens zwanzig Denkmäler. Teils als Überreste und Baudenkmäler wie dem "Zwinger", teils als Mahnmale wie die große, abstrakte Plastik "Unteilbares Deutschland" am Servatiiplatz und häufig auch als Kriegerdenkmal. Kriegerehrenmal am Mauritztor In unmittelbarer Nähe zu unserer Schule, dem Schlaun-Gymnasium in der Sonnenstraße, steht bis heute ein auffälliges Kriegerehrenmal. Das Kriegerehrenmal am Mauritztor, in Münster auch als "Schinkendenkmal" bezeichnet, ist ambivalent: Obwohl es wie ein unfertiger Sockel dasteht, ist es doch ziemlich riesig und kaum übersehbar. Das Denkmal erinnert an ein (leider) sehr aktuelles Thema: Krieg und gefallene Soldaten. Zugleich ist die Gestaltung des Erinnerungsmotivs aus heutiger Sicht verstörend, da die verstorbenen Soldaten als Helden und der Krieg als nationaler Sieg gefeiert werden. Denkmal-historisch Anlässlich der Projektwoche "Denkmalanders" der Stadt Münster haben wir uns mit dem Kriegerdenkmal am Mauritztor auseinandergesetzt. Wir haben nach dem geschichtlichen Hintergrund sowie nach der zeitgenössischen Intention und Wahrnehmung gefragt. Hierbei hat uns Dr. Jan M. Hoffrogge vom Stadtarchiv zu einem hilfreichen Expertengespräch Tipps gegeben (vgl. Kapitel 2: Denkmal-historisch).

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Foto abrufbar unter: <a href="https://www.lwl.org/marsLWL/de/instance/picture/Kunst-im-oeffentlichen-Raum---skulptur-projekte-muenster.xhtml?oid=23636">https://www.lwl.org/marsLWL/de/instance/picture/Kunst-im-oeffentlichen-Raum---skulptur-projekte-muenster.xhtml?oid=23636</a>

Die Skulpturprojekte sind eine internationale Kunstausstellung von Skulpturen und Plastiken im öffentlichen Raum, die seit 1977 im Abstand von zehn Jahren in Münster stattfindet. Dabei werden Künstler nach Münster eingeladen, die an einem selbst gewählten Ort innerhalb der Stadt ein künstlerisches Projekt umsetzen. Viele der Werke sind nach den 100 Tagen Ausstellungszeit von der Stadt, dem LWL-Museum für Kunst und Kultur oder der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gekauft worden und wurden dauerhafter Bestandteil des Stadtbilds. Soweit möglich, sollen die Arbeiten innerhalb des Promenadenrings stehen. Mit dieser einzigen Vorgabe soll gewährleistet werden, dass auch auswärtige Besucher die Möglichkeit haben, sich eine Vielzahl von Skulpturen anzusehen. Damit verbindet das Konzept für Besucher die Erkundung der Stadt Münster mit der Kunst. 

Die Tatsache, dass das Denkmal nicht mehr den heutigen Werten, unserer Ablehnung militärischer Gewalt und unserem Friedenswillen entspricht, sollte nicht automatisch zu seinem blinden Abriss führen. Neben den beträchtlichen Kosten für einen Abriss gibt es auch inhaltliche Argumente für den Erhalt von Denkmälern - selbst wenn diese eine fragwürdige Geschichtserzählung widerspiegeln. Auch problematisch erscheinende Kriegerdenkmäler können als Lernanlass dienen, um der heutigen Bevölkerung zu zeigen, wie man sich nicht verhalten sollte. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die 2023 aufgestellte Infotafel, die den Ursprung und Hintergrund des Denkmals erklärt. So wird den Passanten die aus heutiger Sicht problematisch erscheinende Kriegsverehrung erläutert. Eine weitere Möglichkeit könnte darin bestehen, das Denkmal zu einem Mahnmal umzugestalten. Dabei könnten die Symbole, die Krieg und Aggression repräsentieren, durch Symbole für den Frieden ersetzt bzw. ergänzt werden. Eine andere Option wäre die Verallgemeinerung des Denkmals, um allgemein an Kriegsopfer zu erinnern und ihnen Respekt zu zollen. Dies könnte durch die Erstellung neuer Inschriften oder die Modifikation der Symbole passieren. Ein Beispiel wäre die Darstellung von zwei Kriegern, die sich versöhnen, um eine Botschaft des Friedens zu vermitteln. Auf diese Weise könnte vermieden werden, dass sich Menschen durch das Denkmal angegriffen fühlen oder dass eine naive Kriegsverherrlichung, die nicht mehr zeitgemäß ist, unkommentiert stehen bleibt. Abschließend kann man sagen, dass eine kritische Auseinandersetzung mit den Kriegs- und Soldatenbildern des Kaiserreichs nur dann möglich ist, wenn diese Bilder - wie bei dem Denkmal am Mauritztor - weiterhin sichtbar bleiben. Der Abriss des Denkmals bewahrt uns keinesfalls vor der eigenen Vergangenheit und der Wiederkehr von Nationalismus und Kriegsverherrlichung. Bliebe das Denkmal unkommentiert stehen, würde der falsche und fatale Eindruck vermittelt, dass sich unser Blick auf Krieg und Kriegsleiden seit 1909 nicht verändert hätten. Wir haben bei der Entwicklung der Position auf folgende Ressourcen zurückgegriffen: <a href="https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/kriege-1864-bis-1914/kriegerdenkmal-mauritztor">https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/kriege-1864-bis-1914/kriegerdenkmal-mauritztor</a>

von den Skulpturprojekten zum erneuerten Friedensdenkmal (1648)

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Insgesamt war diese Installation ein ironischer Kommentar auf das Ehrenmal und eine klare Kritik an der Art und Weise, wie preußische Kriege und militärische Siege glorifiziert wurden. Sie forderte die Betrachter dazu auf, die herkömmlichen Darstellungen nationaler Geschichte zu hinterfragen und darüber nachzudenken, wie diese Erinnerungen in einer modernen Gesellschaft neu interpretiert werden könnten. Das links stehende Bild, ist eine von uns erstellte Collage, die den Künstler nicht im Original zeigt. Dazu haben wir folgende Seite herangezogen <a href="https://www.azquotes.com/author/59855-Hans_Haacke">https://www.azquotes.com/author/59855-Hans_Haacke</a> Für die Texte haben wir auf Informationen der folgenden Seiten zurückgegriffen: <a href="https://www.skulptur-projekte-archiv.de/de-de/1997/projects/99/">https://www.skulptur-projekte-archiv.de/de-de/1997/projects/99/</a> <a href="https://eldorado.tu-dortmund.de/bitstream/2003/36382/1/G%C3%A4rtner%2C%20C.%2C%20Tut%20dies%20zu%20meinem%20Ged%C3%A4chtnis%21%2C%202007.pdf">https://eldorado.tu-dortmund.de/bitstream/2003</a> <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Skulptur_Projekte#Ausstellung_1977">https://de.wikipedia.org/wiki/Skulptur_Projekte#Ausstellung_1977</a>

Denkmal - anders Das Krieger-denkmal am Mauritztor

Zusatzkurs-Geschichte (Q2) Schlaun-Gymnasium Münster 2023

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Auch die Form des Denkmals weist Veränderungen auf. Früher stand das Denkmal auf einem eigens dafür gebauten Platz (siehe Bild, Vorderseite links oben), umrundet von einem Ring aus Ketten und Pfosten.&nbsp; Oben auf dem Denkmal war eine Kuppel mit vier Adlern eingebettet, welche als Symbol für Preußen und das Kaiserreich (1871) standen. Jedoch wurden zu einem unbekannten Datum die Kuppel und Adler entfernt, vielleicht auch im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach entfernt. Der Platz und die dazugehörige Aufgangstreppe zur Hauptseite wurden schließlich entfernt. Letztendlich wurden auch die Ketten um das Denkmal durch Hecken ausgetauscht. Dies geschah nicht etwa, um es vor Vandalismus zu schützen, sondern um das Niederlegen von Kränzen oder Gaben zu verhindern. Früher war dies ein gängiger Brauch, um die toten "Kriegshelden" zu ehren und die militärischen Siege zu feiern. Die Umgestaltungen spiegeln also einen Wandel in der Erinnerungskultur wider.

"Das Kriegerdenkmal sollte bewahrt werden!"

Die Bewahrung des Kriegerdenkmals am Mauritztor als Baudenkmal ist aus einer Vielzahl von überzeugenden Gründen von hoher Bedeutung. Zunächst einmal stellt dieses Denkmal ein beeindruckendes Beispiel für die künstlerische und handwerkliche Expertise seiner Zeit dar. Die akribisch gestalteten Relief-Darstellungen, die Krieger, trauernde Frauen, Löwen und andere Symbole sind ein lebendiges Zeugnis dieser herausragenden künstlerischen Fähigkeiten. Darüber hinaus dient das Denkmal mit seinem imposanten Zylinder und einem Umfang von 23 Metern als eindrucksvolles Symbol für die nationalen Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71. Es ehrt Menschen, die mutig für ihr Land eintraten und kämpften. Es kann also auch als Appell an Zivilcourage und Bürgertugenden verstanden werden. Das Denkmal ehrt aber nicht nur die Gefallenen dieser Kriege, sondern betont auch die Einheit und Verbundenheit der gesamten Gesellschaft. Es ist ein zeitloses Erinnerungsmotiv, das den Fokus auf die gemeinsame Geschichte legt, ohne konkrete Personen hervorzuheben. Somit wird eine angemessene Würdigung auch einfacher Soldaten und Kriegsopfer ermöglicht. Des Weiteren besitzt das Kriegerdenkmal am Mauritztor eine immense historische Bedeutung und trägt zur kulturellen Identität von Münster bei. Es prägt an dieser Stelle seit über 100 Jahren die Promenade und das Stadtbild. Ein Abriss oder eine Umgestaltung dieses Denkmals würde ein markantes Zeichen der Innenstadt Münsters zunichte machen. Nicht zuletzt sollte berücksichtigt werden, dass der Abriss dieses Denkmals eine unnötige finanzielle Belastung für die Stadt Münster darstellen würde, was in Anbetracht der oben genannten Gründe unverhältnismäßig und zwecklos wäre. Die Erhaltung dieses Denkmals als Baudenkmal ist von entscheidender Bedeutung, um die Geschichte, Kunst und Kultur, die es verkörpert, für kommende Generationen zu bewahren und als bedeutenden Teil des kulturellen Erbes zu schützen. Wir ändern Geschichte nicht, indem wir ihre Deutungen wegreißen. Wir haben bei der Entwicklung der Position auf folgende Ressourcen zurückgegriffen: <a href="https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/kriege-1864-bis-1914/kriegerdenkmal-mauritztor">https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/kriege-1864-bis-1914/kriegerdenkmal-mauritztor</a> <a href="https://muenster.city-map.de/01093300/kriegerdenkmal-an-der-promenade">https://muenster.city-map.de/01093300/kriegerdenkmal-an-der-promenade</a>

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Foto: Stadtarchiv Münster; abrufbar unter: https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/kriege-1864-bis-1914/kriegerdenkmal-mauritztor

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Veränderungen des Kriegerdenkmals seit 1909

Auf den ersten Blick scheint das Kriegerdenkmal am Mauritztor in Münster seit 1909 ohne Veränderungen dazustehen. Jedoch wird bei genauerem Hinschauen sichtbar, dass das Denkmal eine eigene Geschichte mit sich trägt.&nbsp;Zum einem hat sich die Umgebung rund um das Denkmal verändert. Die Promenade ist längst nicht mehr die verzweigte Park- oder Gartenanlage, die sie 1909 war. Sie ist heute eher ein schneller Verkehrsweg. Die Radfahrer schauen auf der vollen Radspur schauen kaum nach rechts und links. Auch die Fürstenbergstraße auf der gegenüberliegenden Seite des Denkmals verleitet zum schnellen Vorbeifahren mit dem Auto, nicht aber zum Verweilen und Erkunden von Baudenkmälern.

Denkmalzurück: Das verschwundene Friedensdenkmal zum Westfälischen Frieden von 1648 

Nur vier Jahre vor der Einweihung des Kriegerdenkmals am Mauritzor wurde, ebenfalls an der Promenade, auf der Höhe des Kanonengrabens, ein Denkmal mit gegensätzlichem Motiv eingeweiht. Das Denkmal zum Abschluss des Westfälischen Friedens 1648. Dieses Denkmal zeigte als zentrale Allegorie die Friedensgöttin Eirene auf einem Sockel. Vor ihr war ein Reitersoldat, der ehrfürchtig seine Lanze und Fahne niederlegt, zu sehen. Im Gegenteil zum Kriegerdenkmal am Mauritztor wurde hier auf eine heldenhafte Siegererzählung der Stärke und des Stolzes verzichtet. Der Soldat stand wie ein einsichtiger Lehrling im Schatten der Friedensgöttin. Das Denkmal wurde 1942 zynischerweise durch die Nationalsozialisten zum Zwecke der Waffenproduktion eingeschmolzen. Detailinformationen zum Friedensdenkmal wie auch die kolorierte Postkartenabbildung (links) finden sich unter: https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/verschwundene-denkmaeler/friedensdenkmal-1648

Denkmalanders: Die Friedensgötting krönt das Kriegerdenkmal

Anlässlich des Projektes Denkmalanders zum 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens fragen wir uns: Wie wäre es, wenn der ehemals vor dem abgerissenen Friedensdenkmal stehende Reitersoldat symbolisch aus dem dunklen Schatten der Kriegsheldenromantik, wie sie am Mauritztor zu sehen ist, heraustritt? Wie wäre es, wenn wir auf dem Sockel des Kriegerdenkmals die 1942 eingeschmolzene Friedensgöttin platzieren, sodass die Friedensidee im wörtlichen Sinne über der verheerenden, nationalen Kriegsverherrlichung stünde? Können wir zeitgenössische Erinnerungsmotive erhalten und kommentieren, indem wir sie ganz bewusst im Sinne unserer heutigen Wertvorstellungen neu ordnen? Zur Erstellung der Bildmontage links (Fußweg, Friedensgöttin und Soldat eingefügt) haben wir das folgende Tool verwendet: <a href="https://clipdrop.co/uncrop">https://clipdrop.co/uncrop</a>

Denk! Mal! Anders! von heute, aus gestern, für morgen

Doch nicht alle Zeitgenossen sahen das Kriegerdenkmal so positiv. Wurde es nach einiger Zeit von den Münsteranern als „Schinkendenkmal“ und „Mäsentempel“ bezeichnet, gab es auch schon vor der Übergabe Diskussionen über die Ausgestaltung. Der Entwurf des Denkmalkomitees gefiel Teilen der Münsteraner Bürgerschaft offenbar nicht (Stand 21.03.1908). Das Denkmalkomitee allerdings beteuerte, dass es nichts von den Unstimmigkeiten in der Bevölkerung aufgrund des Entwurfes wusste und betont, dass man es nie jedem recht machen könne (Stand 24.03.1908). Nach dem der Bildhauer Bernhard Frydag 1916 selbst im Ersten Krieg gefallen war, wurde das Denkmal in den Zeitungen als eines der tollsten, eindrucksvollsten und schönsten Kriegerdenkmäler bezeichnet. Doch die Münsteraner Bürger hielten an dem Spitznamen (und ihrer Meinung?) fest.&nbsp; Seit dem Ersten Weltkrieg, der nur fünf Jahre nach der Einweihung des Kriegerdenkmals am Mauritztor ausbricht, bekommen die modernen Kriege angesichts moderner Waffen einen neuen Charakter. Das Kämpfen und (Massen-)Sterben in den Schützengräben stehen in einem krassen Gegensatz zu den Ruhmeserzählungen des Kriegerdenkmals, das Soldaten als nationale Helden in den Mittelpunkt stellt. Schon auf heimgekehrte Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg müssen die Bildgeschichten befremdlich gewirkt haben. Die erlebte Kriegsrealität sah deutlich anders aus. Quellen: Westfälischer Merkur 358 (20.07.1909), Münsterischer Anzeiger 65 (17.04.1916), Münsterschen Zeitung 110 (20.04.1916), Münsterischer Anzeiger 71 (10.02.1920), Münsterischer Anzeiger 182 (21.03.1908), Münsterischer Anzeiger 191 (24.03.1908), Münsterischer Anzeiger 427 (02.07.1909), Münsterischer Anzeiger 466 (20.07.1909), Münsterischer Anzeiger 295 (16.04.1916), Münsterischer Anzeiger 296 (17.04.1916); alle abgerufen über <a href="https://zeitpunkt.nrw/">https://zeitpunkt.nrw</a>

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