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Kurzgeschichten Wettbewerb der EF - Kommunikation in Beziehungen

by EF

Pages 4 and 5 of 17

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Lügen
Autor: Lovis Glinka 

Sie nahm nervös den Schlüsselbund aus ihrer Hosentasche, ging einen Schritt vor und versuchte mit ihren, vor Kälte gefühllosen Händen das Schlüsselloch zu treffen. Es erwies sich als ein derartig frustrierender Akt, dass sie in Panik den Schlüsselbund fallen ließ. Jenes Missgeschick wurde alsbald auch als klirrendes, lautes Geräusch in dem im Schweigen liegenden Flur des Hauses hörbar. „Scheiße“, zischte sie leise, während sie sich bückte, um den Bund aufzuheben. Es herrschte Totenstille. Ihr Herz begann laut zu pochen. Plötzlich öffnete sich die Tür, die sie zu öffnen versuchte, und ein grauhaariger Mann mittleren Alters blickte mit leeren graublauen Augen auf sie herab. Schweigend, mit gesenktem Kopf trat sie in die Wohnung ein, zog ihre ausgeblichene rote Mütze ab und ihre dreckigen Stiefel aus. „Anja“, sagte er. Sie blickte auf. Er forderte sie auf, sich zu setzen. Erst jetzt erblickte sie den zu Hälfte entfernten Drei-Tage-Bart und die auf seiner linken Wange erblühende Wunde.
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„Ich hole mir schnell ein, eh… Pflaster“, sprach er leise. 
Sie wollte gehen, einfach wegrennen, weit, weit weg. Es war ihr unsagbar unangenehm. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Alles fühlte sich taub an, so surreal. Taub, aber nicht mehr kalt. Er kam und kam nicht wieder. Hätte der Schlüssel, dieser verdammte Schlüssel, nicht so einen Krach gemacht, hätte sie sich reinschleichen können. Na ja, ist sowieso gelaufen, dachte sie. Sie wird ihm wieder mal was Schönes auftischen und wie immer am nächsten Morgen wird er ihr vergeben haben. Sich Geschichten für ihn ausdenken, konnte sie mittlerweile richtig gut. Aber alles war so grau und taub. Mit einem weißen Pflaster auf der Wange kam er wieder, hielt einen Moment inne und setzte sich schließlich ihr gegenüber. 
„Also ich…“, begann sie zu sprechen. Sein durchdringender, düsterer Blick unterbrach sie. Sie vergaß, wie sie anfangen wollte. 
Stille. 
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„Ich hole mir schnell ein, eh… Pflaster“, sprach er leise. 
Sie wollte gehen, einfach wegrennen, weit, weit weg. Es war ihr unsagbar unangenehm. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Alles fühlte sich taub an, so surreal. Taub, aber nicht mehr kalt. Er kam und kam nicht wieder. Hätte der Schlüssel, dieser verdammte Schlüssel, nicht so einen Krach gemacht, hätte sie sich reinschleichen können. Na ja, ist sowieso gelaufen, dachte sie. Sie wird ihm wieder mal was Schönes auftischen und wie immer am nächsten Morgen wird er ihr vergeben haben. Sich Geschichten für ihn ausdenken, konnte sie mittlerweile richtig gut. Aber alles war so grau und taub. Mit einem weißen Pflaster auf der Wange kam er wieder, hielt einen Moment inne und setzte sich schließlich ihr gegenüber. 
„Also ich…“, begann sie zu sprechen. Sein durchdringender, düsterer Blick unterbrach sie. Sie vergaß, wie sie anfangen wollte. 
Stille.